UNO-Vollversammlung

"China-Virus": Trumps Generalattacke auf China vor der UNO

Donald Trump auf einem Archivbild bei einer Wahlkampfrede. Auch die Rede vor der UNO hatte Wahlkampf-Töne.
Donald Trump auf einem Archivbild bei einer Wahlkampfrede. Auch die Rede vor der UNO hatte Wahlkampf-Töne.APA/AFP/MANDEL NGAN
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Bei seiner Video-Rede ließ der US-Präsident kein gutes Haar an China, das Land sei der Ursprung des Virus. Auch beim CO2-Ausstoß sei China das Problem, nicht die USA. Überhaupt solle sich die UNO lieber „echten Problemen“ widmen.

Kelly Craft gab den Ton vor. Die UN-Botschafterin der Vereinigten Staaten von America kündigte am Dienstagvormittag Ortszeit ihren „Präsidenten und Obersten Befehlshaber Donald J. Trump“ bereits mit dem nötigen Sinn für US-Pathos und Trump-Vokabular - es sei ihr eine "awesome honor“ (wörtlich „Ehrfurcht gebietende Ehre“, aber umgangsprachlich eher in Richtung „super Ehre"), vor der UN-Generalversammlung in New York zu sprechen.

Wegen des Coronavirus sind die Beiträge der Staatsoberhäupter in diesem Jahr voraufgezeichente Videobeiträge. Und so meldete sich Donald Trump aus dem Weißen Haus in Washington, wo er keine Zeit verstreichen ließ, bevor er sofort gegen seinen großen Gegner China zu sticheln begann. Das Jahr sei geprägt vom „China-Virus“. „Wir müssten die Nation dafür zur Verantwortung ziehen, die dieses Virus in die Welt gesetzt hat: China“, sagte Trump und goss Wasser auf die Mühlen der Verschwörungstheoretiker, die der Meinung sind, das Virus sei in einem Labor in China entstanden.

Doch der US-Präsident klagte auch Fehlinformation aus China über das Virus in der ersten Zeit der Ausbreitung an. "Die chinesische Regierung und die Weltgesundheitsorganisation - die praktisch von China kontrolliert wird - haben fälschlicherweise erklärt, dass es keine Beweise für eine Übertragung von Mensch zu Mensch gäbe", sagte der US-Präsident. Er forderte: "Die Vereinten Nationen müssen China für dessen Handlungen zur Rechenschaft ziehen." 

Trump sagte weiter: "75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Gründung der Vereinten Nationen sind wir erneut in einem großen globalen Kampf engagiert. Wir haben einen erbitterten Kampf gegen den unsichtbaren Feind - das China-Virus - geführt, das in 188 Ländern unzählige Menschenleben gefordert hat." In den USA habe die Pandemie zur größten Mobilisierung seit dem Zweiten Weltkrieg geführt. Trump kündigte an: "Wir werden einen Impfstoff verteilen, wir werden das Virus besiegen, wir werden die Pandemie beenden, und wir werden in eine neue Ära von beispiellosem Wohlstand, Zusammenarbeit und Frieden eintreten."

Seit Beginn der Corona-Pandemie sind in den USA nach Angaben der Universität Johns Hopkins in Baltimore rund 200.000 Menschen nach einer Infektion mit dem Virus gestorben. Zudem gab es in den USA demnach mehr als 6,8 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2.

UNO solle sich um „echte Probleme“ kümmern

Vom Coronavirus ging es direkt zum Umweltschutz - ebenfalls mit Angriffen auf China, das Müll ins Meer schütte und einen doppelt so hohen CO2-Ausstoß hätte wie die USA. Die USA hätten ihren CO2-Ausstoß übrigens mehr reduziert als alle andere Nationen - Paris-Klimaabkommen hin oder her.

Die Klimapolitik war der Übergang zu Trumps allgemeiner Kritik an der UNO. Wenn diese eine effektive Organisation sein wolle, solle sie sich um die „echten Probleme der Welt kümmern" wie etwa Terrorismus und Menschenhandel. Und sie solle „ungeborenes Leben schützen“. Worte, die vor allem bei seinen evangelikalen Wählern in den USA Widerhall finden sollen.

Und so war Trump im Wahlkampf-Teil seiner rund zehnminütigen Rede angekommen. Es folgte ein Loblied auf die Wirtschaft, die er in drei Jahren wieder an die Spitze geführt habe. Man werde sie nach der Krise genauso rasch wieder aufbauen. Auch das Militär sei unter seiner Führung auf höchstem Niveau: „Unsere Waffen sind stärker, als je zuvor und ich bete zu Gott, dass wir sie nie verwenden müssen." Trump sei es zu verdanken, dass die Nato-Allianz eine Wiederbelebung erfahren habe.

Seine voraufgezeichnete Rede vor der UN-Generaldebatte beendete Trump aber mit einem positiven Ausblick auf 2021. Er sei sich sicher, dass nächstes Jahr, „wenn wir uns wieder sehen“, eines der besten Jahre der Geschichte sein werde. Ohna Coronavirus also und mit einem wiedergewählten US-Präsidenten Trump.

(klepa/Ag.)

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