USA

Palantir ist vor IPO 22 Milliarden wert

Ex-SPÖ-Politikerin Laura Rudas ist Strategie-Managerin bei Palantir.
Ex-SPÖ-Politikerin Laura Rudas ist Strategie-Managerin bei Palantir.Michele Pauty
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Mit dem anstehenden Börsengang muss der Softwarespezialist Einblick in seine Geschäftszahlen zulassen. Eine Zäsur: Die Datenfirma gilt als die geheimnisvollste der Welt.

Wien. Benannt nach den „Sehenden Steinen“ aus Tolkiens Buch „Herr der Ringe“ schwingt schon im Namen Palantir etwas Mysteriöses mit. Während Tolkiens Palantir nur in der Fantasiewelt durch Mauern schauen, gilt der US-Softwarespezialist wegen möglicher Überwachung als umstritten. Das Unternehmen mit Sitz in Denver spezialisiert sich auf Datenanalyse und berät Sicherheitsbehörden und Geheimdienste wie den CIA.

Auch deshalb hielt sich der Gründer und Vorstandsvorsitzende, Alex Karp, stets sehr bedeckt, was sein Geschäft und seine Kunden angeht. Von Beginn an habe Palantir Gelegenheiten abgelehnt, Daten zu verkaufen oder zu sammeln, heißt es im Börsenprospekt. Andere Tech-Konzerne hätten ihr gesamtes Geschäft darauf aufgebaut. Die Software von Palantir werde dagegen eingesetzt, um gegen Terroristen vorzugehen und für die Sicherheit von Soldaten zu sorgen. Mit dem geplanten Gang an die Börse wird Karp nun zumindest die Geschäftszahlen offenlegen müssen.

Laura Rudas ist Managerin

Zu seinem Team zählt die Ex-SPÖ-Politikerin Laura Rudas. Die ehemalige SPÖ-Generalsekretärin galt als enge Vertraute des ehemaligen Kanzlers Werner Faymann und von Kanzleramtsminister Josef Ostermayer. Nun ist sie Managerin des amerikanischen Softwareunternehmens und verantwortlich für Strategie und internationales Wachstum. Ihr Fokus liegt auf der Unterstützung von Vorständen globaler Firmen sowie Regierungsvertretern bei der digitalen Transformation.

Nächsten Dienstag wagt Palantir den Sprung aufs New Yorker Börsenparkett als Direkt-Listing. Dabei handelt es sich um eine Alternative zum traditionellen Börsengang (IPO), bei dem keine neuen Aktien ausgegeben werden, um Kapital einzusammeln, vielmehr können derzeitige Investoren ihre Anteile platzieren, wenn der Handel beginnt. Also lediglich bestehende Aktien werden zum Börsenhandel zugelassen. Somit kommt es zu keiner Kapitalerhöhung.

Diese scheint auch nicht nötig. Denn laut Insidern hätten Banker einen Referenzpreis in Höhe von zehn US-Dollar je Aktien empfohlen. Damit wäre der Börsengang 22 Milliarden Dollar schwer.

Zwar wurde das Unternehmen 2015 mit 20 Milliarden Dollar bewertet, aber über die Jahre fiel die Wertung. Erst in diesem Monat bewertete das Forschungsinstitut PitchBook Palantir mit 8,8 Milliarden Dollar. Größter Anteilseigner war zuletzt der Palantir-Mitgründer und Ex-Chef von PayPal, Peter Thiel. Der deutsche Milliardär wird von der linken Tech-Szene oft kritisch beäugt, weil er US-Präsidenten Donald Trump unterstützt.

Es dürfte also spannend werden am 29. September. Die Börsen verhalten sich derzeit sehr volatil. Im vergangenen Monat verbuchten Tech-Aktien Verluste. Dennoch verliefen die vergangenen Börsengänge in der Branche durchaus erfolgreich. So nahm der Amazon-Rivale, The Hut Group, in London 1,9 Mrd. Pfund ein, und in den USA nahm der Softwarespezialist Snowflake mehr ein als geplant.

Nach 17 Jahren ohne Profit

Sind das gute Omen für Palantir? Der Ausblick zeigt, dass das Unternehmen wächst. 2019 stieg der Umsatz lediglich um 25 Prozent auf 743 Mio. Dollar. Für dieses Jahr wird ein Wachstum von 42 Prozent auf knapp eine Milliarde Dollar erwartet. Wie viele Tech-Firmen ist Palantir in seiner 17-jährigen Geschichte noch nie profitabel gewesen. Das Jahr 2019 schloss Palantir mit einem Verlust von 590 Mio. Dollar ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2020)

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