Von Libyen bis Aserbaidschan: Die Türkei setzt Kämpfer aus Syrien für ihre Machtausweitung ein. Die Milizen der Syrischen Nationalen Armee sollen nun auch in Berg-Karabach kämpfen.
Die Männer zerrten die junge Frau mit aller Gewalt an den Haaren aus dem Wagen, dass Teile ihrer Kopfhaut abrissen. Mit einer Eisenstange brachen sie ihr beide Beine und zerschmetterten das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit. Dann durchsiebten 20 Schüsse den am Boden liegenden leblosen Körper. So grausam starb Hevrin Khalaf am frühen Morgen des 12. Oktober 2019, drei Tage nach Beginn der türkischen Invasion in Nordostsyrien.
Die erst 34-jährige kurdische Politikerin blieb an diesem Tag nicht das einzige Opfer der überwiegend aus radikalislamischen Rebellenmilizen bestehenden Syrischen Nationalen Armee (SNA), die die Türkei als Bodentruppen einsetzt. Sie zogen acht weitere Zivilisten aus ihren Wagen und ermordeten sie. Diese Exekutionen waren kein Einzelfall, im Gegenteil: Sie waren der Startschuss für zahlreiche weitere Kriegsverbrechen, wie der aktuelle Bericht des UN-Menschenrechtsrats dokumentiert. Es ist eine lange Liste von Vergehen, die den Hilfstruppen von Präsident Recep Tayyip Erdoğan angelastet wird: Plünderungen, Entführungen, Vergewaltigungen, Folter und Vertreibung.
Hinzukommen Raub und Zerstörung von Weltkulturschätzen und religiösen Stätten in der Kurdenregion Afrin, die die syrischen Rebellen bereits 2018 im Auftrag Ankaras eroberten. Der 25 Seiten lange UNO-Report spricht von „systematischem und koordiniertem Vorgehen“ der bewaffneten Gruppen.