Unter den deutschsprachigen Kärntnern zeigte sich zunehmend Optimismus. Italiens Vertreter in der Plebiszitkommission dagegen glaubte, die Deutschkärntner hätten keine Chance. Am 10. Oktober 1920 war es dann so weit. Die Kärntner Volksabstimmung - und was ein US-Präsident damit zu tun hat.
Es geschah im September 1995. Der Kärntner Landeshauptmann Christof Zernatto und Mitglieder des Geschichtsvereins reisten nach Washington und legten in der National Cathedral am Grab des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson einen Kranz nieder. Was so spontan und wohl auch für Amerikaner überraschend geschah, hatte einen guten Grund: Wilson sollte geehrt werden, hatte er doch maßgeblich dazu beigetragen, dass es 1920 in Kärnten eine Volksabstimmung gab. Das Plebiszit sicherte den Verbleib des südlichen Kärntens bei Österreich. In Slowenien sah man wohl keinen Grund, es der Kärntner Delegation gleichzutun. Im Umkehrschluss wäre ja zu argumentieren gewesen, Wilson sei schuld daran, dass Slowenien nicht zumindest bis zum Wörthersee und an die Gurk reichte . . . Doch ehe wir ins Kontrafaktische abgleiten, gilt es die Fakten zu sichten.
Die kleine Volksgruppe der Slowenen machte im Verlauf des Jahres 1918 klar, dass sie sich mit Serben und Kroaten zusammenschließen und alle von Slowenen besiedelten Territorien als Mitgift in einen neuen südslawischen Staat einbringen wollte. Als es dann so weit war und am 29. Oktober 1918 in Marburg der Staat der Slowenen, Kroaten und Serben (SHS) ausgerufen wurde, schien man dem angepeilten Ziel sehr nahe. Nur hatten die Slowenen die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn in Belgrad verlangten die Serben die Führung der staatlichen Neuschöpfung, und SHS sollte nun das Kürzel für das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen sein. Die „Großen Vier“ in Paris, Amerikaner, Briten, Franzosen und Italiener, verweigerten vorerst die Anerkennung.