Südamerika

Der Wald brennt auch für China

Die Interessen hinter dem Roden und Abfackeln von Urwäldern in Südamerika wurzeln ganz wesentlich im Nahrungsbedarf der neuen Großmacht.

Auf einmal war die Sicht gleich null. Überall schwarzer Rauch, mitten im Landeanflug. Der Pilot versuchte durch die Schwaden zu stoßen, aber daraus wurde nichts. Erst im zweiten Versuch konnte die Präsidentenmaschine auf dem Flugfeld der Stadt Sinop aufsetzen. Danach gab der Passagier mit flauem Magen eine Erklärung ab: „Die Sicht war nicht sehr gut“, sagte Jair Bolsonaro. „Ja, es gibt derzeit einige Brände in Brasilien. Das ist offensichtlich etwas, was die Konkurrenten unserer Agrarindustrie sehr interessiert.“

Die Stadt Sinop liegt in jenem brasilianischen Bundesstaat, der Mato Grosso heißt, zu Deutsch etwa „großes Dickicht“. Aber so, wie sich die Lage derzeit darstellt, dürfte von dem Gespinst in wenigen Jahren kaum mehr übrig bleiben als dessen Name. Den Rest fressen erst die Flammen, dann die Rinder, am Ende die Mähdrescher. Genau so vollzog sich das seit den 1970er-Jahren weiter südlich, im Bundesstaat Mato Grosso do Sul, der, niedergebrannt und inzwischen weitgehend waldfrei, zur Plantage von Soja, Zuckerrohr und Eukalyptus mutierte.

Nun qualmt das Pantanal. Im größten tropischen Feuchtgebiet der Welt registrierte das brasilianische Institut für Weltraumforschung INPE, das seit 1998 die Abholzung der Regenwälder überwacht, allein im September 8106 Brände, also um 180 Prozent mehr als im Vergleich zum September des Vorjahres. Es war der höchste jemals registrierte Wert. Seit Jahresanfang brachen in dem überaus artenreichen Sumpfgebiet, das unter anderem Heimat für bedrohte Arten wie Jaguare, Ameisenbären und Tapire ist, mindestens 18.259 Feuer aus. Diese Zahl liegt bereits deutlich über dem bisherigen Jahresrekord von 12.536 Ausbrüchen anno 2005. Bis Ende September wurde fast ein Viertel des Pantanal verheert.

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