Die EU hat eben neue Sanktionen gegen Russland verhängt. Die alten bestehen seit 2014. Laut Putin hat sein Land davon gar profitiert. In Wahrheit haben sie beiden Seiten massiv geschadet.
Moskau/Wien. Es ist eine selbstverständliche Praxis geworden, dass Russland und der Westen den Lauf der Welt unterschiedlich interpretieren. Da ist es eigentlich nur konsequent, dass auch der Effekt der westlichen Sanktionen nach der Annexion der Krim 2014 und dem russischen Engagement im ostukrainischen Separatistenkonflikt konträr gedeutet wird. Russland sei von ihnen massiv getroffen, ist man von Europa bis in die USA überzeugt. Nichts da, sagte Kreml-Chef Wladimir Putin im März gegenüber der Nachrichtenagentur TASS: Russland habe nicht nur alle Verluste – die er mit etwa 50 Milliarden Dollar bezifferte – kompensiert. Die Sanktionen hätten sich für sein Land sogar als Anreiz für die Entwicklung der Wirtschaft erwiesen: „Pfeif drauf, auf diese Sanktionen.“
Die unterschiedliche Interpretation kommt nun insofern wieder hoch, als die EU wegen der Vergiftung des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny soeben neue Sanktionen verhängte. Da sie sich gegen Einzelpersonen richten, sind sie mit den seit 2014 bestehenden Wirtschaftssanktionen nicht vergleichbar. Zumindest wirtschaftlich werden sie sich nicht direkt auswirken. Wiewohl: „Indirekt ist das alles schlecht für die Wirtschaft“, sagt Paul Bruck, Vizepräsident im Aufsichtsrat der Association for European Businesses (Aebrus), der Vertretung der EU-Wirtschaft in Moskau, im Gespräch mit der „Presse“.