Die Coronazahlen steigen. In Prags Gasthäusern übt man sich in Galgenhumor.
Prag. Roman Prymula blickt ernst in die Kamera. Seine Miene wie auch die tiefschwarze Mund-Nasen-Maske passen zur Lage im Land. Die ist schlecht. Tschechiens Gesundheitsminister hält seine Fernsehansprache zur besten Sendezeit. Der 56-jährige Epidemiologe weiß um die allgemeine Stimmung. Er bittet um Verständnis für die neuen verschärften Corona-Regelungen. Deren oberstes Ziel sei es, einen zweiten Lockdown zu verhindern. „Das schaffen wir nur gemeinsam“, sagt er. „Die nächsten drei Wochen werden kompliziert und nicht lustig.“
Während der Minister spricht, ist in vielen Gasthäusern gerade zum vorerst letzten Mal vor der neuerlichen Schließung angestoßen worden. Viele Stammgäste wurden angelockt von der Aussicht, die halben Liter vor dem Gasthaus-Lockdown womöglich zum halben Preis zu bekommen. Wie etwa in der Bierstube Na Květnici im Prager Stadtteil Nusle. Die Großzügigkeit des Wirts hat etwas von Galgenhumor. „Den Verlust am letzten Abend vor der Schließung bis zum 3. November kann ich verschmerzen“, sagt er.