Abgrenzbare Cluster ersparten fünf Regionen die Rot-Schaltung. Für Wien stand das gar nicht erst zur Debatte.
Die Corona-Kommission hat am Donnerstag eine Ampelschaltung auf Orange im Fall von fünf Regionen entschieden, obwohl die Sieben-Tages-Inzidenz der Neuinfektionen nach der Risikoadjustierung jeweils über 100 lag - was für sich allein Rot wäre. Jedoch sprach die Abgrenzbarkeit der Cluster für Orange, geht aus der am Freitag publizierten Empfehlung der Corona-Kommission hervor. Der Stadt St. Pölten, den Bezirken Rohrbach (OÖ), Imst und Schwaz in Tirol sowie St. Johann im Pongau in Salzburg blieb damit Rot erspart. Wien stand für eine Rotschaltung nicht zur Debatte, hier gab es nicht einmal eine Abstimmung.
Die Vorgangsweise der wöchentlich geplanten Schaltung ist seit der Premiere im September gleich und hat sich auch bei der siebenten Schaltung nicht verändert: Die aktuellen Zahlen liefert die Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) und Gesundheit Österreich (GÖG), das 19-köpfige Team analysiert vier Aspekte - Infektionsfälle einer Woche, Tests, Clusteraufklärungen, Ressourcen im Gesundheitswesen - und liefert dann die Empfehlung.
Bevölkerung nicht unnötig "quälen"
Clemens Martin Auer, Sonderbeauftragter des Gesundheitsministeriums und einer der Vorsitzenden der Ampelkommission, verteidigte im "Ö1-Mittagsjournal" am Freitag einmal mehr die Folgen der Schaltungen: "Die Gesamtstrategie ist, dass wir nicht zu nationalen Maßnahmen greifen, wenn sie nicht notwendig sind", so Auer. Landes und Bezirkshauptleute seien daher besonders gefordert, sowohl bei roter wie auch oranger Ampel. Man müsse nicht alles in Österreich gleich behandeln, dies habe man aus dem Frühjahr gelernt.
Die Regionalisierung der Maßnahmen ergebe durchaus Sinn, denn man brauche in alpinen Innentälern die Bevölkerung nicht "zu quälen", so Auer, wenn woanders in einer Großstadt zahlreiche Fälle von Infektionen mit SARS-CoV-2 auftauchen. Warum es jetzt mancherorts Home-Schooling gebe, und anderswo bei gleicher Ampelfarbe wieder nicht, sei ebenfalls erklärbar: In der orangen Stadt Salzburg werden alle Schüler ab der 9. Schulstufe auf Home-Schooling gestellt, weil es hier Einpendler aus dem roten Bezirk Hallein gebe.
Die "harte Ziffer" seien die Belegszahlen in den Spitälern, insbesondere jene der Intensivbett-Belegungen. Hier bringe es nicht viel, über Österreichs Durchschnitt zu zählen. "Regional über 30 Prozent", ab dieser Auslastung wäre es kritisch, eine ordentliche Behandlung könnte dann nicht mehr geboten werden.
Die fünf Regionen mit risikoadjustierten Fallzahlen über 100 und oranger Ampelschaltung im Detail:
St. Pölten - 121 war für die Hauptstadt Niederösterreichs der risikoadjustierte Sieben-Tageswert. Laut Kommission war jedoch ein tendenzieller Rückgang des Fallgeschehens im Vergleich zur vergangenen Kalenderwoche zu beobachten. Da lag er bei 133,5. Neue Cluster waren laut Analyse unter Kontrolle, also "geschlossen". Einhellig sprach man sich für hohes Risiko, also oranger Schaltung aus
St. Johann im Pongau - Von 38 auf 118 sprang in diesem Salzburger Bezirk der bereinigte Sieben-Tageswert. Auch hier war die Abgrenzbarkeit neuer Cluster, jedoch zusätzlich zu den landesweit verschärften Maßnahmen ausschlaggebend für die mehrheitliche Empfehlung für ein Orange.
Rohrbach - Von 67 auf ebenfalls 118 sprang der Bezirk in Oberösterreich, abgrenzbare Cluster in den vergangenen zwei Kalenderwochen brachten jedoch eine einstimmig Empfehlung und kein Rot.
Imst - 27,5 auf 122 war der Sprung, den ein "Arbeitssetting-Cluster" in einer Firma verantwortete. Da dieser unter strenger behördlicher Kontrolle sei führte die gesamte Berücksichtigung "relevanter Kontextindikatoren" zu einer mehrheitlichen Empfehlung.
Schwaz - Von 38,5 auf 117 erhöhte sich das Fallaufkommen in diesem Bezirk, in dem ein Cluster zur Testung von Kontaktpersonen und dadurch zu dessen Kontrolle und inklusive Gesamteinschätzung zu einer einstimmigen Empfehlung führte.
(APA)