Cannabis

CBD: Streit um das Kraut

Cannabidiol (CBD) ist einer von über 100 Wirkstoffen der Cannabispflanze und wirkt im Gegensatz zum bekannten Wirkstoff THC nicht psychoaktiv. (c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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Der Verkauf von CBD-Produkten ist seit Jahren ein blühendes Geschäft. Die EU-Kommission will den Stoff jetzt als Suchtmittel einstufen, die Branche läuft dagegen Sturm.

Das Geschäft mit dem grünen Kraut boomt. 2017 eröffnete der erste CBD-Shop in Österreich. Seither ist der Markt regelrecht explodiert. Heute gibt es österreichweit etwa 400 derlei Läden, in denen Öle, Tees und Kosmetika auf Hanfbasis verkauft werden. Dazu kommen mehr als hundert Verkaufsautomaten. CBD ist neben Tetrahydrocannabinol (THC) der bekannteste Inhaltsstoff der Cannabispflanze.

Im Gegensatz zu THC ist der Wirkstoff allerdings nicht berauschend. In Österreich unterliegt CBD daher weder dem Arzneimittel- noch dem Suchtmittelgesetz. 2018 wurden die bis dahin recht lockeren Regeln für CBD-Händler und -Produzenten erstmals verschärft. Die damalige Gesundheitsministerin, Beate Hartinger-Klein (FPÖ), hatte dem weitgehend unkontrollierten Markt den Kampf angesagt. Gemäß einem Erlass der Ministerin ist in Österreich seit Dezember 2018 der Verkauf von Lebens- und Nahrungsergänzungsmitteln mit CBD-haltigen Extrakten nicht mehr erlaubt. Der befürchtete Einbruch der Branche blieb aber aus. Die Hersteller kennzeichnen ihre Produkte seither nicht mehr als Lebensmittel oder Kosmetika, sondern vertreiben diese fortan als Aromaprodukte.

Nur industriell gefertigtes CBD zulässig

Die rechtliche Situation der CBD-Produzenten könnte sich schon bald weiter verschärfen: Die EU-Kommission hat im Juli dieses Jahres angekündigt, natürliches CBD zukünftig als Suchtmittel einzustufen. Die Kommission vertritt den Standpunkt, „dass das aus den Blüten und Früchten der Hanfpflanze gewonnene CBD als Suchtstoff betrachtet werden sollte, der unter das Einheitsübereinkommen der Vereinten Nationen von 1961 über Suchtstoffe fällt“.

Die Ankündigung aus Brüssel ist eine Hiobsbotschaft für die gesamte Branche. „Es kann nicht sein, dass ein Naturprodukt, an dem zahlreiche Jobs und Existenzen hängen, verboten wird und industriell gefertigtes CBD zugelassen wird. So stärkt man riesige Pharmakonzerne, aber bedroht unsere Landwirte und die regionale CBD-Branche“ warnt Martina Friedl, Geschäftsführerin der Plattform Zukunft Hanf Österreich. Die Initiative fordert eine rechtliche Absicherung für die Händler.

1500 Arbeitsplätze gefährdet

Das Geschäftsfeld hat sich in den vergangenen Jahren tatsächlich zu einem ernst zu nehmenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. Mehr als 64 Millionen Euro wurden vergangenes Jahr umgesetzt. Österreichweit seien laut Wirtschaftsverband Cannabis Austria (WVCA) mehr als 1500 Arbeitsplätze betroffen – Landwirte wie Händler.

Einer von ihnen ist Claus Dippold, der im dritten Wiener Gemeindebezirk einen kleinen Hanfladen betreibt. „Wir haben schon oft gedacht, dass unser Geschäftsfeld überreguliert wird, noch läuft alles ganz gut.“ Aber: „Wenn CBD wirklich als illegal eingestuft wird, dann muss ich zusperren“, ist er sich sicher. Für ihn und seine Kollegen würde die Ankündigung der Kommission den wirtschaftlichen Todesstoß bedeuten. Branchenvertreter fordern deshalb „gerade in Zeiten der Krise“ Rechtssicherheit für die Unternehmer.

Warnung vor Schwarzmarkt

Eine Einstufung als Suchtmittel würde zudem einen florierenden Schwarzmarkt begünstigen, warnt Friedl von der Plattform Zukunft Hanf Österreich. Dort würden Produkte verkauft werden, die weder Sicherheitsstandards bei Lebensmitteln noch der Kennzeichnungsverordnung entsprechen. Tatsächlich gab bei einer Umfrage aus dem Vorjahr jeder Fünfte der Befragten an, dass er CBD-Produkte von unbekannten ausländischen Quellen bestellen würde, wenn diese im eigenen Land illegal wären.

Die CBD-Branche geht nun in die Gegenoffensive, um auf die schwierige Situation aufmerksam zu machen. Seit Juli sammelt die Initiative #CBDbleibt Unterstützer für ihre Anliegen. Die Forderung nach einer Rechtssicherung für CBD-Händler wurde vergangene Woche im Rahmen einer Protestkundgebung auch an die österreichische Vertretung bei der Europäischen Kommission übergeben.

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