Heimischer Fußball: Der unbekannte Faktor

Heimischer Fußball wurde bisher unterschätzt.

Der Begriff Zweiklassengesellschaft ist bei der österreichischen Bundesliga noch untertrieben. Zumindest, was die Transfers angeht. Ein Klub (Salzburg) investiert – auch dank Janko-Transfer – über zwölf Millionen Euro in neue Spieler, von den übrigen neun keiner mehr als 500.000 und sechs holten überhaupt nur ablösefreie Spieler. Und auch, wenn Rapid jetzt durch den Jelavić-Verkauf noch Nachholbedarf hat, die österreichische Transferbörse bleibt einmal mehr ruhig und beschaulich.

Dabei sind die zehn österreichischen Profiklubs die Elite eines Wirtschaftszweigs, dessen Größenordnung noch nicht richtig wahrgenommen wurde. Die erste großflächige Studie über den Wirtschaftsfaktor Fußball, an der über 750 Klubs teilnahmen, bescheinigte der Volkssportart unter anderem einen totalen Wertschöpfungseffekt von jährlich 501 Millionen Euro.

„Die volkswirtschaftlichen Effekte der Querschnittsmaterie Fußball sind bis dato auch von der Politik deutlich unterschätzt worden“, meinte ÖFB-Präsident Leo Windtner angesichts der Zahlen. Der Anteil des Fußballs am gesamten österreichischen Bruttoinlandsprodukt beträgt 0,18 Prozent und befindet sich somit auf Augenhöhe mit einem Bereich wie den Luftfahrtleistungen. Den größten Wertschöpfungsbeitrag generieren die Vereine mit einer totalen Wertschöpfung von 125 Millionen Euro. Es folgen der Handel (90,1), die Ausbildung und Nachwuchsarbeit (60) sowie das Spiel-, Wett- und Lotteriewesen (54,4).

Zudem hängt in Österreich jeder 99. Arbeitsplatz direkt oder indirekt vom Fußball ab. Auch die gesundheitspolitischen Aspekte des Fußballs wurden in Zahlen gemessen. So sollen sich durch den gesundheitlichen Nutzen durch das Ausüben dieser Sportart jährliche Einsparungen von 23,8 bis 59,1 Millionen Euro ergeben. Würde man übrigens die ehrenamtlichen Tätigkeiten rund um den Fußball bezahlen müssen, würden Personalkosten von 74,1 Millionen Euro im Jahr entstehen.

ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig meinte zu diesen Zahlen: „Die Zeiten, in denen Fußball nur ein Hobby war, sind vorbei. Fußball ist ein Geschäft mit großer Bedeutung für die Gesellschaft. Fußball ist mehr als nur zweimal 45 Minuten.“ sb

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Rapid bdquoEs wird keinen
Fußball

Rapid: „Es wird keinen Panikkauf geben“

Nach dem 1:1 gegen Aston Villa und dem Verkauf von Nikica Jelavić gibt sich Rapid-Trainer Peter Pacult als Optimist. In Birmingham soll's anders laufen. Er träumt von spanischen Stürmern.
Fußball

Sturm gibt nicht auf

Trotz Heimniederlage glaubt Foda an den Aufstieg.
Weimann beim Abtransport
Fußball

Ex-Rapidler Weimann: "Verstehe solche Leute nicht"

Der Stürmer von Aston Villa wurde beim verletzungsbedingten Abtransport von Rapid-Fans verhöhnt, bespuckt und mit Bier überschüttet. Zudem steht der ÖFB-Spieler vor einer langen Pause.
Christian Gratzei
Fußball

Rapid und Sturm klammern sich an Strohhalme

Nach den respektablen Auftritten im Europacup trauen sich beide Klubs auch in den schwierigen Auswärtsspielen noch eine Überraschung zu. Sturm-Coach Foda meint: "Alles ist noch möglich".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.