Coronavirus

In Vorarlberg und Kärnten werden Operationen verschoben

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LANDESKRANKENHAUS FELDKIRCH(c) APA/KHBG (KHBG)
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Die Ambulanzen sind in Vorarlberg nur noch für Patienten mit einer Zuweisung geöffnet. Gelingt keine Trendwende, könnten Ende November alle Intensiv-Betten belegt sein.

Als Reaktion auf die in den vergangenen Tagen stark angestiegenen Corona-Neuinfektionen wird in drei Vorarlberger Krankenhäusern das Operationsprogramm schrittweise reduziert. Auch in Kärnten werden Operationen verschoben.

Konkret geht es in Vorarlberg um die  Krankenhäuser Feldkirch, Bregenz und Dornbirn. Die Ambulanzen sind nur noch für Patienten mit einer Zuweisung geöffnet, Selbsteinweisungen sind aktuell nicht mehr möglich. Sowohl Landeshauptmann Markus Wallner als auch Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (beide ÖVP) appellierten eindringlich an die Bevölkerung, die Covid-19-Regeln einzuhalten.

Wallner sprach mit Blick auf die Intensivbetten-Kapazität von einer "angespannten Lage". Aktuell befinde man diesbezüglich zwar noch in "guter Verfassung", die Situation könnte sich aber schon in den nächsten zwei Wochen deutlich verschärfen. "Es wird alles unternommen, die Kapazitäten zu sichern und die Infektionskurve nach unten zu bringen", unterstrich der Landeshauptmann.

Von 1900 Spitalsbetten stehen in Vorarlberg 430 für Covid-19-Patienten bereit. Stand Dienstagmittag waren 106 dieser 430 Betten belegt. Von landesweit 51 Intensivbetten wurden aber schon 26 - also mehr als die Hälfte - von Corona-Patienten benötigt. Zwar könne man die Kapazität auf 104 Intensivplätze erhöhen, dennoch würde man schon Ende November auch an diese Grenze stoßen, sollten die Infektionszahlen nicht eingebremst werden können, hieß es.

Kapazitäten könnten Ende des Monats erschöpft sein

Mediziner Franz List, der Koordinator für die intensivmedizinische Behandlung von Corona-Patienten, untermauerte diese Prognose eindrücklich mit Zahlen. "Aktuell sind in Vorarlberg rund 3000 Personen mit dem Coronavirus infiziert. Unseren Erfahrungen zufolge benötigen in etwa zehn Tagen acht Prozent davon ein Spitalsbett, wiederum 15 bis 20 Prozent dieser Patienten kommen auf die Intensivstation", so List. Das würde bedeuten, dass - sofern keine Trendwende eintritt - die Kapazitäten bis Ende des Monats erschöpft sind. "Dann stünden eventuell keine Intensivbetten für Patienten mit Schlaganfällen, Herzinfarkten, Hirnblutungen zur Verfügung", machte List klar.

Laut Rüscher tauscht sich eine Taskforce täglich zu den vorhandenen Kapazitäten aus. Noch sei es nicht notwendig, das Notversorgungszentrum auf dem Messegelände in Dornbirn erneut aufzubauen. Im Frühjahr wurden dort zwei Stationen mit jeweils 100 Betten installiert. Man könne aber jederzeit den Startschuss dazu geben, so die Landesrätin. Die Aufbauzeit betrage zwei Wochen. Zur Reduktion der OP-Kapazitäten in den Krankenhäusern Feldkirch, Bregenz und Dornbirn konnte Rüscher noch keine Details nennen, diese würden gerade ausgearbeitet.

Wallner wollte aber auch etwas Optimismus walten lassen: Er halte es für möglich, die Infektionszahlen in den Griff zu bekommen, unterstrich er. "Wir brauchen dazu aber die strikte Einhaltung von Hygiene-Maßnahmen und die Rücknahme von sozialen Kontakten", so der Landeshauptmann. Wenn man sich überlege, ob man einen Besuch noch machen soll oder nicht, "dann lassen Sie ihn weg", sagte Wallner. Rüscher stellte fest, dass es jetzt im Herbst viel mehr Menschen als im Frühjahr gebe, "die versuchen, jede Gesetzeslücke zu finden, um sich nicht an die Regeln halten zu müssen. Das schadet uns am meisten".

Herzoperation in Kärnten abgesagt

Mit zehn Covid-19-Patienten auf Kärntner Intensivstationen werden die Ressourcen knapper. "Wir haben heute schon einen Eingriff abgesagt, der eines Intensivbetts bedurft hätte", konkret eine Herzoperation, sagte der für den Intensivbereich in der Coronakrise zuständige Primar Rudolf Likar. Am Klinikum Klagenfurt seien aktuell fünf Intensivbetten frei, drei für weitere Covid-19-Patienten, zwei für Unfallopfer oder zum Beispiel einen Patienten mit Schlaganfall.

Das weitere Vorgehen, ob weitere Eingriffe verschoben werden, hänge einfach von der Auslastung ab. Wenn jemand komme, der eines brauche, bekomme der Patient ein Intensivbett, versicherte Likar. Er erklärte, dass die Auslastung der Intensivkapazitäten ohnehin über 90 Prozent liege, wobei man derzeit wegen Quarantänen Personalprobleme beim Pflegepersonal habe. Likar hat die Hoffnung, dass nun im Lockdown weniger Intensivpatienten nach Freizeit- oder Verkehrsunfällen eingeliefert werden.

Am Klinikum Klagenfurt gibt es insgesamt 53 Intensivbetten für Erwachsene, 130 in ganz Kärnten. Zusätzlich gebe es Aufwachräume, in die man Beatmungsgeräte stellen könne, sagte Likar. Knapp sei aber eben das Personal, das für den Intensivbereich speziell geschult sein muss.

Von den in den vergangenen Tagen und Wochen gestorbenen Coronapatienten wurden zuvor fast keine intensivmedizinisch behandelt, erklärte der Primararzt. Es habe sich um multimorbide Patienten gehandelt. Likar: "Ein Patient kommt nur auf die Intensivstation, wenn er das will. Der Patientenwille ist das höchste Gut." Bei Patienten mit schwersten Erkrankungen, dürfe der Arzt gar keine Intensivbehandlung anordnen, wenn er keine Chancen auf Verbesserung des Zustandes sieht. "Bei Patienten, die schon viele Organschäden haben, darf man die Therapie nicht machen."

(APA)

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