Rüstung

Deutsche Werft übergibt neues Kriegsschiff an Israels Marine

TKMS
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Insgesamt vier Korvetten von ThyssenKrupp Marine Systems werden in Israel endausgestattet und ungewöhnlich schwer bewaffnet. Berlin trägt fast ein Drittel des Preises. Israel will mit den Korvetten Gasförderplattformen im Mittelmeer schützen.

Israels Marine hat am Mittwoch das erste von vier neuen Kriegsschiffen auf der deutschen Werft ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) offiziell in ihren Besitz übernommen. "Wir sind sehr stolz darauf, zur Sicherheit Israels beizutragen", sagte TKMS-Chef Rolf Wirtz in der norddeutschen Stadt Kiel. Wegen der Corona-Pandemie fiel die Übergabe-Zeremonie für die Korvette "INS Magen" (zu Deutsch: "Schild") aus der „Sa'ar-6"-Klasse ("Sturm") entsprechend klein aus.

Israel hat in Kiel vier Korvetten dieser Klasse bestellt. Sie entstehen in Zusammenarbeit von TKMS mit der Werft German Naval Yards. Der Vertrag war 2015 unterzeichnet worden. Die restlichen drei Schiffe sollen 2021 ausgeliefert und in Israel bewaffnet werden.

Die exklusiv für Israel konstruierten Schiffe der Sa'ar-6-Klasse basieren auf der MEKO-A100-Klasse, das ist ein modulares System (MEKO steht für Mehrzweck-Kombination), auf Basis dessen man Schiffe verschiedener Größen und Einsatzschwerpunkte zusammenbauen kann, von Patrouillenbooten über Korvetten und Fregatten bis hin zum (eher kleinen) Zerstörer. Das MEKO-Konzept wurde in den 1970ern von der Hamburger Werft Blohm+Voss entwickelt. Mehr als 60 solcher Schiffe gingen bisher unter anderem an die Flotten Argentiniens ("Almirante Brown"- und „Espora"-Klasse), Australiens ("Anzac"-Klasse), Griechenlands ("Hydra"-Klasse), Portugals ("Vasco da Gama"-Klasse) und natürlich Deutschlands (Klassen „Brandenburg", „Sachsen", „Braunschweig", „Baden-Württemberg", gesamt 16 Schiffe).

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Die vier Sa'ar-6-Schiffe werden auffallend stark bewaffnet und einen Hubschrauber sowie Drohnen aufnehmen. Diese Endausrüstung sowie jene hinsichtlich von Sensoren und Systemen zur elektronischen Aufklärung und Kriegsführung erfolgt bei „Israel Shipyards" in Haifa.

Die Bewaffnung wird neben einer automatischen 76-mm-Kanone 32 Werferzellen für „Barak-8"-Flugabwehrraketen umfassen, 20 Startzellen für Abfangraketen des an sich landgestützten „Iron Dome"-Systems gegen kleine ballistische Raketen und artilleristische Geschosse, 16 Flugkörper „Popeye" oder „Harpoon" gegen Schiffe und Landziele, Torpedos sowie ferngesteuerte Schnellfeuerkanonen kleineren Kalibers.

Die Korvetten sollen im Radar schlecht erkennbar sein, sind 90 Meter lang, bei (voll beladen) 1900 Tonnen Verdrängung und etwa 80 Besatzungsmitgliedern. Als Gesamtpreis der vier Einheiten wurden etwa 430 Millionen Euro genannt, wovon Deutschland 115 Millionen übernimmt.

Der große Gasstreit im Mittelmeer

Israel will mit den Schiffen vor allem Gasförderplattformen im Mittelmeer schützen. Rund 70 Prozent des Stroms in Israel wird aus Gas von Feldern vor der Küste gewonnen. Seit langem gibt es massive Spannungen zwischen Griechenland, der Türkei, der Republik Zypern, Ägypten und Israel wegen Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer, in die auch schon Länder wie Italien und Frankreich hineingezogen wurden.

Deutsche Rüstungslieferungen nach Israel sind wegen des Nahost-Konflikts umstritten. Der deutsche Regierungssprecher, Steffen Seibert, hatte den Export der vier Korvetten und die Teilfinanzierung mit der „besonderen Verantwortung Deutschlands für Israel" begründet.

Deutsche U-Boote mit israelischen Atomwaffen?

In den vergangenen Jahrzehnten hatte der Bau und die ebenfalls Teilfinanzierung von sechs konventionell betriebenen U-Booten der „Dolphin"-Klasse in Deutschland für Israel für Debatten gesorgt. Das erste Boot ist seit 1999 im Dienst; weil vier der zehn Torpedorohre für westliche Standards ungewöhnlich große Kaliber haben (650 statt 533 Millimeter) und aufgrund weiterer Indizien wird weithin vermutet, dass durch diese Rohre nuklear bestückbare Marschflugkörper kurzer und mittlerer Reichweite verschossen werden könnten und sich Israel damit eine nukleare Zweitschlagsfähigkeit gesichert haben würde.

Ilan Rom/CC BY-SA 4.0

Britische Medien und militärische Fachmedien haben spekuliert, dass stets ein Dolphin-Boot atomar bestückt im Mittelmeer oder Arabischen Meer stationiert ist. Ein Angriff mit Marschflugkörpern auf Depots im syrischen Hafen Latakia 2013 könnte von einem solchen U-Boot ausgegangen sein.

(APA/DPA)

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