Coronavirus

"Bitte helfen Sie uns": Tiroler Ärzte und Pfleger richten Appell an Bevölkerung

auf einer Intensivstation
auf einer IntensivstationREUTERS
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In einem auf Youtube veröffentlichten Video zeichnen Krankenhaus-Mitarbeiter ein dramatisches Bild der aktuellen Situation und fordern die Bevölkerung auf, die Maßnahmen einzuhalten.

Es ist ein dringender Appell, den Mitarbeiter der Tirol Kliniken an die Bevölkerung richten: In einem 10-minütigen Video haben Ärzte und Pflegepersonal aus ganz Tirol aufgerufen, sich weiterhin an die Maßnahmen zu halten, um eine weitere Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. In dem am Donnerstag auf Youtube veröffentlichten Video schildern die 13 Mitarbeiter in eindringlichen Worten die aktuelle Situation in den Spitälern und die immer größer werdende Belastung.

Der Intensivmediziner Stephan Eschertzhuber etwa zeichnet ein drastisches Bild: Noch seien die Kapazitäten ausreichend. Doch es sei zu befürchten, „dass wenn sich der Trend über die nächsten Tage fortsetzt, die Gesundheitssysteme in Tirol an ihre Grenzen kommen werden“. Besonders auf den Intensivstationen werde es bald knapp, sagt der Arzt aus dem Landeskrankenhaus Hall. Die so gefürchtete Triage scheint seiner Ansicht nach nicht mehr weit entfernt. Man werde „bereits bald anfangen müssen, zu entscheiden, wer noch ein Intensivbett bekommt und wer nicht.“ 

Der Neurochirurg Claudius Thomé der Universitätsklinik Innsbruck schildert, dass auf seiner Station, wo Schlaganfälle, Hirnblutungen oder Hirntumore behandelt werden, keine solchen Patienten mehr aufgenommen werden können, „weil wir nur mit Covid-19-Patienten belegt sind.“ Weitere Mediziner sprechen von zunehmendem Mangel an Betten, aber vor allem auch an qualifiziertem Personal.

Günter Weiss, Direktor der Universitätsklinik für Infektiologie, spricht von einer "massiven Zunahme" an Patienten. "Wir gehen davon aus, dass diese Zahlen in den nächsten Wochen weiter ansteigen können," sagt Weiss.

„Uns bleibt nichts anderes übrig"

Der Appell aller zu Wort kommender Ärzte ist derselbe: „Wir können die Pandemie nur gemeinsam bekämpfen, wenn wir uns alle an die Maßnahmen halten", so Weiss, der auch dem Beraterstab der Corona-Taskforce im Gesundheitsministerium angehört. „Uns wird nichts anderes übrig bleiben“, als Sozialkontakte zu minimieren und Hygienemaßnahmen einzuhalten, meint Thomé. „Bitte helfen Sie uns, indem auch Sie ihre Maske tragen, Abstände halten und sich daran halten, was empfohlen wird“, sagt auch die Gynäkologin Alexandra Ciresa-König.

52 Intensivpatienten

In Tirol sind seit Mittwochabend 622 Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Im selben Zeitraum galten 238 Personen wieder als genesen. Damit erhöhte sich die Zahl der aktuell infizierten Personen auf 8126, ging am Donnerstagvormittag vom Dashboard des Landes hervor. Mit Stand Donnerstagvormittag befanden sich 352 Covid-Patienten in Tirol in Spitalsbehandlung, um vier mehr als am Vortag. Die Anzahl der Intensivpatienten war leicht rückläufig, sie sank von 54 Patienten am Mittwoch auf nunmehr 52, teilte das Land mit. Die meisten Covid-Patienten wurden an der Innsbrucker Klinik behandelt, nämlich 78.

(twi/APA)

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