Pandemie

Merkel erwartet Beschränkungen zumindest bis Jänner

APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
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Deutsche Kanzlerin ruft angesichts der Verschlechterung der Coronalage zur „Kraftanstrengung" auf. Weihnachten im engsten Familienkreis dürfe stattfinden, beim Thema Skifahren droht Krach zumindest mit Österreich.

Die deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel, hält es angesichts der nach wie vor hohen Infektionszahlen in Deutschland für wahrscheinlich, dass die neuen Auflagen in der Coronavirus-Pandemie bis mindestens Anfang Jänner gelten werden. Sie beschwor die Menschen in Deutschland nach der teilweisen Verschärfung des Teil-Lockdowns in ihrer Regierungserklärung am Donnerstag, bei der Kraftanstrengung gegen das Virus nicht nachzulassen.

"Gerade jetzt, da wir so viel an Weihnachten und an den kommenden Jahreswechsel denken, wünsche ich mir und wünsche ich uns allen, dass wir mehr denn je miteinander und füreinander einstehen", appellierte Merkel (66) im Bundestag in einer emotionalen Regierungserklärung zur Corona-Politik an die Solidarität der Bürger. "Wenn wir das beherzigen, werden wir aus der Krise kommen."

"Angesichts des hohen Infektionsgeschehens gehen wir davon aus, dass die Beschränkungen bis Anfang Jänner gelten müssen, jedenfalls für die allermeisten Teile der Bundesrepublik Deutschland", unterstrich sie.

Es gebe aber auch Anlass zur Hoffnung, sagte Merkel mit Blick auf die Zulassungsverfahren für Impfstoffe und das größere Wissen über die Wirkung des Virus als zu Beginn der Pandemie. Impfstoffe würden das Problem nicht sofort lösen, seien aber ein "Licht am Ende des Tunnels". Falls es schon vor Weihnachten Impfstoffe gebe, würden sie denjenigen angeboten, die im medizinischen und pflegerischen Bereich arbeiteten.

Bund und Länder hatten am Mittwochabend beschlossen, dass der Teil-Lockdown mit der Schließung unter anderem von Restaurants, Theatern, Fitnessstudios und Freizeiteinrichtungen bis 20. Dezember verlängert wird. Private Zusammenkünfte mit Freunden, Verwandten und Bekannten sollen auf maximal fünf Personen aus dem eigenen und einem weiteren Haushalt begrenzt werden. Kinder bis 14 sollten nicht unter die Regelung fallen. Weihnachten solle aber gefeiert werden können, im engsten Familien- und Freundeskreis mit maximal zehn Menschen, Kinder bis 14 nicht eingerechnet.

Angst vor „Feiertags-Explosion"

Die Kanzlerin betonte die Notwendigkeit der Beschränkungen. "Wenn wir mit konsequenten Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens warten würden, bis die Intensivstationen unserer Krankenhäuser voll belegt sind - belastet sind sie ja schon jetzt -, dann wäre es zu spät." Die Neuinfektionen seien weiter auf "viel zu hohem Niveau", weiterhin stiegen die Zahlen in einigen Regionen.

Merkel appellierte an die Menschen, bei Weihnachtsbesuchen etwa älterer Familienmitglieder eine Woche des Schutzes vorzuschalten, "in der alles daran gesetzt wird, die Kontakte wirklich zu minimieren, damit Weihnachten ein sicheres Weihnachten ist". Die Kanzlerin warnte: "Wir wollen nicht, dass über die Feiertage die Infektionszahlen hochschnellen."

Europas Skigebiete sollten schließen

Mit Blick auf bevorstehende Winterurlaube sprach sich Merkel dafür aus, dass alle Skigebiete Europas schließen. Touristische Reisen sollten nicht stattfinden, jeder nicht notwendige Kontakt sollte vermieden werden. "Wir werden uns in Europa um eine Abstimmung bemühen, ob wir alle Skigebiete schließen könnten. Es sieht leider nicht so aus, wenn man die österreichischen Verlautbarungen hört, dass uns das so einfach gelingen könnte, aber wir werden es noch einmal versuchen."

In Österreich lehnt nicht zuletzt Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) eine länderübergreifende Verschiebung der Saisoneröffnung in Skigebieten ab. Auch im Nicht-EU-Mitglied Schweiz denkt man an keine größere Einschränkung des Wintertourismus. Zwischen Deutschland und zumindest Österreich dürfte das Thema Skifahren/Wintertourismus noch sehr explosiv werden.

(APA/DPA)

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