Formel 1

"Halo" als Lebensretter: Untersuchungen zu Grosjeans Feuerunfall eingeleitet

Das ausgebrannte Haas-Wrack
Das ausgebrannte Haas-WrackAPA/AFP/POOL/TOLGA BOZOGLU
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Überkopfbügel und feuerfester Anzug: Zumindest die Sicherheitsmechanismen haben beim Horror-Crash von Romain Grosjean in Bahrain gegriffen. Der Franzose soll das Spital bereits am Dienstag verlassen.

Die Flammen-Bilder nach dem Formel-1-Unfall von Romain Grosjean sind um die Welt gegangen. Der französische Haas-Pilot überstand beim nächsten Grand-Prix-Sieg von Weltmeister Lewis Hamilton einen Feuer-Crash nur mit Verbrennungen an beiden Handrücken. Die Formel 1 darf aufatmen, weil die Sicherheitsmechanismen schnell gegriffen haben. Das ist die Lehre aus dem Großen Preis von Bahrain. Die Ursache des Unfalls kurz nach dem Start ist aber noch nicht geklärt.

Als Erstretter waren Ian Roberts, medizinischer Rettungskoordinator des Automobil-Weltverbands FIA, und Alan van der Merwe, der Fahrer des Rettungsautos, an dem Unglücksort. "Man konnte sehen, dass er sehr wacklig auf den Beinen war", berichtete Roberts, nachdem Grosjean selbst aus dem brennenden Wrack geklettert war.

Der Haas-Pilot zog sich aber keine Brüche zu, nachdem er bei rund 220 km/h in die Streckenbegrenzung gedonnert war. Das Monocoque bohrte sich dabei in die Leitschiene. Wie Roberts berichtete, schmolz das Visier an Grosjeans Helm, als die Flammen loderten.

Weltmeister Hamilton sprach nach seinem elften Saisonsieg ebenfalls davon, dass der Unfall eine "kraftvolle Mahnung" war, wie gefährlich die Formel 1 sein könne. Die Motorsport-Königsklasse müsse in Sicherheitsfragen weiter machen. "Wir dürfen nicht stehen bleiben, wo wir sind", forderte Hamilton. "Wir müssen versuchen, es immer weiter besser zu machen. Das macht diesen Sport so großartig."

Grosjeans Behandlung verläuft gut, Fittipaldi als Ersatz

Haas-Pilot Romain Grosjean soll bereits am Dienstag aus dem Krankenhaus entlassen werden. Dies kündigte der US-Rennstall am Montag nach einem Besuch von Teamchef Günther Steiner bei dem Franzosen an. Die Behandlungen von Grosjeans Verbrennungen an beiden Handrücken würden gut verlaufen.

"Er weiß noch nicht, wie sie aussehen", erklärte Steiner zu den verletzten Händen des 34-Jährigen. Grosjean war mit seinem Auto in der ersten Runde im Grand Prix von Bahrain bei einem Tempo von rund 220 km/h in die Leitschiene eingeschlagen. Er konnte selbst aus dem brennenden Wrack aussteigen, sein Wagen war in zwei Teile gebrochen. Die Hintergründe des Unfalls sind noch unklar. Grosjean verbrachte die Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus. Er schickte noch vom Krankenbett eine Nachricht, dass es ihm gut gehe.

Sein US-Rennstall Haas teilte am Montag mit, dass der 34-jährige Franzose durch den Brasilianer Pietro Fittipaldi ersetzt werde. Fittipaldi ist der Enkel von Ex-Weltmeister Emerson Fittipaldi und seit 2018 Ersatzfahrer von Haas. Der 24-Jährige gibt nun im vorletzten WM-Lauf des Jahres seine Grand-Prix-Premiere. Das Saisonabschlussrennen findet am 13. Dezember in Abu Dhabi statt.

Lebensretter „Halo“, stark genug für zwei Elefanten

Der Cockpitschutz "Halo", der feuerfeste Rennoverall und das schnelle Eingreifen des Rettungspersonals sorgten dafür, dass es in Sakhir nicht zur Katastrophe kam. "Ich bin so glücklich, dass es Romain gut geht. Das wiegt die ganze Vorbereitung und das Herumsitzen für diese 30 kurzen Sekunden auf", meinte van der Merwe über den Einsatz.

Der "Halo" ist ein Cockpitschutz, der seit 2018 in der Formel 1 Pflicht ist. Es handelt sich dabei um einen Titanbügel von etwa sieben Kilogramm, der ringförmig über den Kopf des Fahrers im Cockpit gespannt und in der Mitte mit einer Strebe befestigt ist. Der "Heiligenschein", wie er aus dem Englischen übersetzt heißt, soll die Fahrer vor herumfliegenden größeren Teilen schützen. Seine Einführung war vom Weltverband FIA gegen Kritik beschlossen worden. Grosjean selbst gehörte nicht zu den Befürwortern.

Die Fahrer mussten damals bei einem Test beweisen, dass sie trotz der Konstruktion in der Lage sind, in sieben Sekunden den Wagen zu verlassen. Grosjean entkam den Flammen am Sonntag ohne fremde Hilfe. Der "Halo" muss der FIA zufolge dem Gewicht von zwei afrikanischen Elefanten (bei zwei männlichen Tieren rund zwölf Tonnen) und einem vollen Koffer standhalten, der mit 225 km/h abgefeuert wird.

Der "Halo" wurde als Reaktion auf schwere Unfälle eingeführt. Der Brasilianer Felipe Massa war 2009 in Ungarn durch eine Metallfeder schwer am Kopf verletzt worden. Er hatte die Saison vorzeitig beenden müssen und konnte erst 2010 wieder Rennen fahren. 2009 war zudem in der Formel 2 der 18-jährige Henry Surtees durch einen herumfliegenden Reifen in Brands Hatch tödlich getroffen worden.

(APA)

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