Welche Bewegungen und Stimmungen haben die modischen Entscheidungen in der Coronakrise beeinflusst? Ein Blick auf das Modejahr 2020.
Das Coronavirus hat das Jahr 2020 geprägt und damit auch alle Bereiche des Lebens. Die Auswirkungen auf die Modeindustrie sind nun in den Auswertungen der Modesuchmaschine Lyst aufbereitet worden. Dabei hat man sich unter anderem die Bewegungen und Stimmungen angeschaut, die die modischen Entscheidungen in der Coronakrise beeinflusst haben.
Modischer Aktivismus
Soziale und politische Themen rückten in diesem Jahr stark in den Fokus. Und das machte sich auch in der Mode bemerkbar. Die Black Lives Matter Bewegung etwa sorgte für ein neues Bewusstsein für Unternehmen, die auf Diversität setzen oder deren Eigentümer selbst People of Color sind. Durch den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf waren Kleidungsstücke und Accessoires, die zum Wählen aufriefen, sehr bliebt. Im Oktober wurden T-Shirts mit „Vote"-Aufschrift etwa besonders stark nachgefragt.
Modische Masken
Schon 2019 war „Survivalism“ ein Trend, 2020 wurde er zur Realität. Der Mund-Nasen-Schutz wurde Teil des Alltags und auch ebenso schnell ein modisches Statement. Die Suche nach Gesichtsmasken stieg im Jahresvergleich um 502 Prozent, viele Marken fingen an, Mundschutz mit Logos zu designen.
Ebenfalls gefragt waren in diesem Jahr Modeaccessoires, die überspitzt formuliert im Fall eines Weltuntergangs nützlich wären. Klobige Stiefel wie etwa Springerstiefel wurden um 49 Prozent mehr nachgefragt, mit 32 Prozent ebenfalls stark interessiert haben sich Fashionistas für Lederartikel wie Jacken im Oversized-Stil.
Nachhaltig durch die Krise
Das Coronavirus hat viele Entwicklungen noch beschleunigt, so auch die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit in der Modeindustrie. Im September wurde allein der Begriff „Vintage Mode“ im Durchschnitt mehr als 35.000 Mal gesucht, der Suchbegriff „Secondhand“ stieg um 104 Prozent. Auch bei Bräuten wurden nachhaltigere Alternativen immer gefragter. Im Jahresvergleich stiegen die Online-Suchen nach Vintage-Brautkleidern um 38 Prozent. Eine der wohl berühmtesten Bräute, die eine Secondhand-Variante wählte, war Prinzessin Beatrice. Sie trug zu ihrer Hochzeit ein Kleid ihrer Großmutter Queen Elizabeth II.
Jogginghose im Home-Office
Ob Karl Lagerfeld mit dieser Entwicklung eine Freude gehabt hätte? Einer der berühmtesten Aussprüche des Modezars war immerhin: „Wer Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ Nun ja, in diesem Jahr haben das demnach anscheinend sehr viele Menschen. Die neue Arbeitsrealität in den eigenen vier Wänden führte dazu, dass das Interesse an Jogginghosen und Alltagsmode mit Komfort ab Mitte März stark anstieg, im Monatsvergleich um 104 Prozent. Auch im April stieg die Suche um 123 Prozent, Leggins verzeichneten einen Zuwachs von 48 Prozent.
Internet-Challenges statt roter Teppich
Möglichkeiten, sich zu präsentieren, gab es in diesem Jahr für Influencer und Prominente erstmal nicht. Immerhin fielen so gut wie alle Events mit rotem Teppich aus. Das Präsentieren verlagerte sich also ebenfalls, und zwar in die sozialen Medien. Challenges wie etwa die #Pillowchallenge verzeichneten großen Zuwachs. Instagram verzeichnete bis April zudem 70 Prozent mehr Live-Videos.
Ungewisse Zukunft
Wie geht es weiter? Diese Frage kann man wohl nie so genau beantworten, in diesem Jahr aber schon gar nicht. In Zeiten der Ungewissheit suchen Menschen Sinn im Mystischen. So stieg die Suche nach Amuletten mit Sternzeichen oder Tierkreiszeichen im Jahresvergleich um insgesamt 56 Prozent. Dasselbe gilt für Accessoires, die beschützen sollen. Als Herzogin Meghan im Mai eine Halskette mit einem Evil Eye trug, schnellte die Suche nach dieser Art Schmuckstück um 58 Prozent in die Höhe.
Cottagecore
Entschleunigung war in diesem Jahr angesagt. Viele Prominente zog es etwa aufs Land, was dafür sorgte, dass man sich ästhetisch von Ländlichem und einem langsameren Lebensstil inspirieren ließ. Cardigans, wie sie etwa David Beckham trug, aber auch Blusen mit Puffärmeln waren besonders gefragt. Im Juli stiegen Suchen nach dem „Nap Dress“, ein Kleid zum Nickerchen-Mmachen, um 22 Prozent.
Sportlicher Sommer
Die Zeit draußen zu verbringen, wurde vor allem im Sommer ganz groß geschrieben. Sportliche Radlerhosen und Tennisröcke waren deshalb heiß begehrt. Die Radlerhose hat die Saison außerdem überstanden, noch im September stieg die Suche nach Radlerhosen um 43 Prozent.
Anime
E-Wear war schon 2019 bei Google ein großer Trend. Die TikTok-zentrische Ästhetik im Anime-Look war auch 2020 sehr gefragt. Die Suchen nach „Sailor Moon“ Röcken nahmen im Jahresvergleich etwa um 16 Prozent zu und Mesh-Shirts erlebten 20 Prozent mehr Absatz.
(chrile )