Leitartikel

Warum sich Johnson verspekuliert hat und die EU ihn retten muss

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BRITAIN-EU-POLITICS-BREXIT-HEALTH-VIRUSAPA/AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS
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Im Wettlauf gegen die Zeit bleibt London und Brüssel nichts anders übrig, als sich gegenseitig über die Brexit-Ziellinie zu schleppen. Schön wird das nicht.

Sie können sich nochmals rempeln. Sie können sich unter Gelächter der Schadenfrohen oder der Isolationisten ein weiteres Mal ein Bein stellen. Oder aber, sie schaffen in diesem unwürdigen Wettkampf doch noch einen gemeinsamen Zieleinlauf: Die EU und Großbritannien wären gut beraten, sich bis zur nächsten Woche auf Letzteres, eine weitere Kooperation nach dem Brexit, zu einigen.

Warum? Weil beide sonst unnötigen Schaden nehmen würden. Weil es jetzt um keine Aufarbeitung der Vergangenheit mehr geht, sondern um die gemeinsame Zukunft. Bis zuletzt musste nämlich jeder Beobachter der Verhandlungen über ein künftiges Handelsabkommen den Eindruck gewinnen, es gehe eher um alte Rechnungen als um eine sinnvolle Partnerschaft ab 2021.

Dass in diesen heiklen Gesprächen ein Wirtschaftssektor zum Stolperstein wurde, der lediglich 0,01 Prozent zur britischen Wirtschaftsleistung beiträgt, ist bezeichnend.

Die beiden letzten Hürden der Verhandlungen betreffen Wettbewerbsregeln und Fischerei. Das eine ist für eine Teilnahme der Briten am EU-Binnenmarkt essenziell, das andere ist nur historisch bedingt. Denn seit vielen Jahren – länger als Großbritannien Teil der EU ist – durften Fischer vom Kontinent vor der Insel ihre Netze auswerfen. Jetzt will London die Souveränität über die Fische in seinen Hoheitsgewässern zurück. Ein symbolisches, aber letztlich verständliches Unterfangen.

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