Sauber durch Sonnenstrahlen

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Sauber durch Sonnenstrahlen(c) Www.BilderBox.com
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Der "focus Design"-Wettbewerb stellt soziale und ökologische Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt.

Design soll nicht nur schön sein, sondern auch funktionieren. Darüber herrscht in der Designwelt schon lang Einigkeit. Jetzt kommt, langsam aber sicher, eine weitere Komponente hinzu: Es soll auch Gutes tun. Das haben sich auch jene Menschen gedacht, die hinter der Förderstelle departure der Stadt Wien stehen, und den Wettbewerb „focus Design – Innovationen für Mensch und Gesellschaft im Wandel“ ausgerufen. Insgesamt 33 Projekte zu den Themen soziale Innovation oder ökologische Nachhaltigkeit wurden eingereicht. Eine Jury unter Vorsitz des Berliner Designexperten Carl Frech wählte fünf Projekte aus, die mit insgesamt 800.000 Euro unterstützt wurden.

Soziale und ökologische Verantwortung funktioniere erst, wenn sie Spaß mache, begründet departure-Geschäftsführer Christoph Thun-Hohenstein die erste Förderausschreibung mit gutem Gewissen. Und Spaß dürften die Projekte auch den Wiener Kreativen gemacht haben.

Die Welt verändern. „Als Designer hat man die Chance, etwas zu verändern. Ich finde es gut, wenn man die Konsumenten in Richtung soziale und ökologische Verantwortung lenken kann“, sagt Katrin Radanitsch, die mit Sofia Podreka das Design-Büro dottings betreibt. Das Projekt „Perspektive Design“, das sie gemeinsam mit der Blindenwerkstätte Wien und der Firma Oculus betreiben, wird nun von departure gefördert. Die Idee: Die Bürsten und Besen, die derzeit die Blindenwerkstatt herstellt, sind zwar qualitativ hochwertig, unterscheiden sich aber optisch kaum von der Standardware in Baumärkten. Wirtschaftlich ist man daher nicht besonders erfolgreich. Das soll sich jetzt durch Redesign und eine umfassende Beratung ändern. Das Projekt dauert drei Jahre, die neuen Produkte sollen in zwei Jahren über neue Vertriebswege, etwa einen Wohnshop, verkauft werden. Radanitsch sieht das Projekt als Win-win-Situation. „Es gibt noch keine Bürsten und Besen, die gut ausschauen sowie ökologisch und sozial nachhaltig sind. Unser Ziel ist es, dass auch andere Werkstätten mit Designern arbeiten wollen.“


Spielen für die Bildung. Ebenfalls in die Kategorie soziale Innovationen fällt das Projekt „AugmentedEDU – spielend lernen“ der Firma ovos realtime3D. Hinter dem sperrigen Namen versteckt sich ein Physik-Computerspiel für die fünfte und achte Schulstufe. „Spiele werden oft als Spielerei abgetan und nicht als etwas, womit man Wissen vermitteln kann. Das wollen wir ändern“, sagt ovos-Gründer Jörg Hofstätter. Derzeit befindet man sich in der Testphase, im Herbst 2011 wird das Projekt, das auch vom Unterrichtsministerium unterstützt wird, fertiggestellt.

Der ökologische Aspekt wird von Martin Wesians Projekt Wadi abgedeckt. Er hat ein einfaches Gerät zur Trinkwasserdesinfektion entwickelt. „Die UV-Strahlen der Sonne desinfizieren Wasser. Wadi zeigt an, ab wann es desinfiziert ist“, sagt Wesian. Das Design war ihm dabei besonders wichtig. „Wenn man so etwas verwendet, zeigt man eigentlich, dass man arm ist. Das wollen wir mit coolem Design durchbrechen.“

Auch dermaMeter, ein Gerät zur Messung der Hautgesundheit von Vasema, und das Stadtplanungsinstrument Power Plant City (damit sollen mögliche Zukunftsszenarien für Städte entwickelt werden) von Coop Himmelb(l)au fallen in die Kategorie „Design mit gutem Gewissen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2010)

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