Leitartikel

Der österreichische Weg und seine Tücken

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Archivbild(c) Getty Images (Maja Hitij)
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Das Auf-zu-auf-zu-Modell steht wieder an einem Wendepunkt. Soll man öffnen? Geben die Zahlen das her? Und wem bringt das billige Punkte?

Markus Söder und Sebastian Kurz waren einmal das, was man beste Freunde nennt, soweit man das in der Politik so nennen kann. Im Juni 2018 veranstalteten der österreichische Bundeskanzler und der bayerische Ministerpräsident sogar eine gemeinsame Regierungssitzung in Linz. Die gemeinsame Botschaft – eine restriktive in Asylfragen – war vor allem an Angela Merkel gerichtet.

Doch das Verhältnis von Söder zu Kurz scheint coronawinterlich abgekühlt zu sein. Zuerst war da der Disput um die (Nicht-)Öffnung der Skigebiete. Und am Sonntagabend rechtfertigte Söder in einem RTL-Interview seinen Vorstoß, den Lockdown in Deutschland bis Ende Jänner verlängern zu wollen, dann explizit so: „Das Beispiel Österreich zeigt, dass das Modell auf, zu, auf, zu nicht funktioniert.“

Das Modell auf, zu, auf, zu, hierzulande auch als „Ziehharmonika-Modell“ bekannt und von Sebastian Kurz Ende des Sommers in den öffentlichen Sprachgebrauch eingeführt, war tatsächlich so etwas wie die offizielle österreichische Strategie für die Coronawelle zwei. Dieses Modell hat der breiten Bevölkerung und den Betrieben bis weit in den Herbst hinein viele Freiheiten beschert, die dann jedoch mit vielen Toten bezahlt wurden.

Nun stehen wir wieder an einem Wendepunkt: Soll man öffnen? Wenn ja, wie? Und geben die Zahlen das her? Die relativ niedrigen Zahlen der vergangenen Tage sind wahrscheinlich feiertagsbedingt wenig aussagekräftig, aber auch sie lagen stets über dem Wert von 1000 Neuinfizierten pro Tag, der in der Regierung inoffiziell lang als Grenze für weitergehende Lockerungen gesehen wurde.

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