Abfahrt

Ein spät aufgehender Stern am Abfahrtshimmel

„Best of the rest“: Tamara Tippler fuhr hinter Sofia Goggia auf Platz zwei.
„Best of the rest“: Tamara Tippler fuhr hinter Sofia Goggia auf Platz zwei.APA/AFP
  • Drucken

Die Steirerin Tamara Tippler fuhr in St. Anton mit 29 Jahren in der Abfahrt erstmals auf das Podest. Schneller war nur Überfliegerin Sofia Goggia.

Tamara Tippler hat in St. Anton ihren ersten Podestrang in einer Weltcup-Abfahrt geholt. Die 29-Jährige wurde zum Auftakt des Speed-Doppels am Arlberg Zweite, ihr Rückstand auf die überlegene Siegerin Sofia Goggia betrug satte 0,96 Sekunden. Die phänomenale Italienerin feierte ihren insgesamt neunten Weltcupsieg, den sechsten in einer Abfahrt bzw. den zweiten in dieser Saison. Die US-Amerikanerin Breezy Johnson wurde nur acht Hundertstel hinter Tippler Dritte.

Während Tippler auch für das erste ÖSV-Saisonpodest im Speedbereich sorgte, kamen ihre Teamkolleginnen nicht in die Top Ten. Die im Training mit den Rängen fünf und drei ÖSV-Beste Nina Ortlieb schied mit Nummer eins schon nach wenigen Sekunden aus, Stephanie Venier wurde als zweitbeste ÖSV-Dame Elfte. Ramona Siebenhofer wurde 17., Christine Scheyer 18. Weltcup-Debütantin Vanessa Nussbaumer (37.) musste zwei Mal fahren, nachdem vor ihr die Schweizerin Jasmina Suter mit 28. Zeit heftig ins Ziel stürzte und am Knie versorgt werde musste. Ihre geschockte Schwester Corinne verpasste als Sechste erstmals in diesem Winter die Top drei.

Freud und Leid

Das erste Weltcuprennen in St. Anton seit acht Jahren ging bei Prachtwetter, sehr kalten Temperaturen und vor den Augen von Pisten-Namensgeber Karl Schranz in Szene. Zwar fehlten wegen Corona die Fans im Ziel, mehrere hundert Zuschauer verfolgten das Rennen aber am Streckenrand. Die Abfahrt begann für Österreich freilich mit einem Schock, denn die nach dem Training so zuversichtliche Ortlieb stürzte vor den Augen ihrer Familie schon ganz oben und schied aus. Damit war eine der ganz großen heimischen Hoffnungen dahin. „Ich wurde völlig überrascht. Ich war schon in Hocke, da hat es mir die Ski zusammengeschlagen und ich bin dagelegen“, erzählte die Lokalmatadorin von der anderen Seite des Arlbergs. Die Enttäuschung sei natürlich riesengroß. „Es waren tolle Bedingungen. Genau das, was mir liegt. Und dann keine Zielankunft zu haben, das tut schon sehr weh“, gestand die Lecherin mit Startnummer eins.

Im Gegensatz zu Ortlieb konnte Tippler an ihre Trainingsleistungen anschließen. „Ich bin megahappy“, jubelte die Steirerin über ihr erstes Abfahrtspodest. „Das in Österreich zu schaffen, macht es noch viel besser.“ Sie habe an kein Ergebnis gedacht, sondern „einfach Gas“ gegeben. „Ich wollte einfach einmal zeigen, was ich wirklich draufhabe.“ Der große Rückstand auf Goggia war Tippler egal. Vielmehr galt ihr Blick dem zum erst zweiten Mal eingesetzten (Salomon-)Ski sowie dem knappen Vorsprung auf die wieder einmal drittplatzierte Johnson, die die Tradition der US-Podestplätze in St. Anton fortsetzte.

„Zweite ist Zweite, nur das zählt. Sofia hatte offenbar einen Traumlauf, war wieder mega am Limit, echt crazy“, lobte Tippler die Machtdemonstration der risikofreudigen Olympiasiegerin aus Italien. Zwischen Goggia und der Österreicherin lag so viel Zeit wie zwischen Tippler und der 22.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.