Belgien

Unruhen in Brüssel wegen Tod von Afrikaner nach Festnahme

Twitter/Screenshot
  • Drucken

Ein junger Mann war wegen Verstoßes gegen die Corona-Gesetze festgenommen worden und wenig später kollabiert. Am Mittwochabend geriet eine Protestdemonstration außer Kontrolle, es gab schwere Verwüstungen und Brandstiftungen.

In Teilen der belgischen Hauptstadt Brüssel hat es in der Nacht auf Donnerstag schwere Ausschreitungen samt Brandstiftungen gegeben, nachdem ein junger Afrikaner, der von Polizisten festgenommen worden war, wenig später im Spital starb.

An den Unruhen waren mindestens 500 Personen mit vorwiegend migrantischem Hintergrund beteiligt, berichten belgische Medien; sie fanden in den Brüsseler Hauptstadtgemeinden Saint-Josse-ten-Noode und Schaerbeek/Schaarbeek nordöstlich des Zentrums statt.

Der Mann namens Ibrahima B., der den Angaben zufolge aus Guinea stammte und 23 Jahre alt war, war zusammen mit einer Gruppe von Männern von Polizisten vor dem Nordbahnhof angehalten worden, das trug sich bereits am Samstag zu. Die Leute hatten sich trotz Corona-Beschränkungen versammelt und trugen meist keine Schutzmasken.

Laut Polizei liefen viele aus der Gruppe davon, darunter B. Er wurde aber von Beamten gestellt und zu einer Polizeiwache gebracht. Kurz nach der Ankunft dort soll er ohnmächtig geworden sein. Die Rettung brachte ihn in ein Krankenhaus, wo er später starb. Die Rede ist von Herzversagen.

Der Menschenrechtsanwalt Alexis Deswaef warf der Polizei später vor, keine Erste Hilfe geleistet und den Ohnmächtigen mindestens fünf Minuten am Boden liegen gelassen zu haben. „Diese paar Minuten waren lebenswichtig", sagt Deswaef. „Die Beamten ließen ihn sterben."

Protestaktion eskaliert

Für Mittwochnachmittag war daraufhin eine Protestaktion vor der besagten Polizeiwache nahe des Nordbahnhofs angemeldet worden. Doch obwohl die Gemeinde Saint-Josse-ten-Noode nur 100 Teilnehmer genehmigt hatte, erschienen wohl mehr als 500.

Am späten Nachmittag gab es dann erste Vorfälle, so flogen etwa Steine und Böller gegen Polizisten, die daraufhin Wasserwerfer einsetzten. Die Unruhen eskalierten rasch. Polizeiautos und zivile Pkw wurden beschädigt, Brände gelegt, Scheiben eingeschlagen.

Dann zogen schreiende Gruppen weiter in den nahen Stadtteil Schaerbeek und griffen dort eine Polizeistation mit Steinen und Brandsätzen an. Videos in sozialen Medien zeigen einen aufgepeitschten, jubelnden Mob.

Mindestens 100 Demonstranten wurden festgenommen, teilte Belgiens Justizminister Vincent Van Quickenborne mit. Gegen Beamte der Polizeistation, wo B. kollabiert war, werde indes wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.

(APA/DPA/red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.