B.1.1.7

Mutante: Erster steirischer Fall

Eine Frau setzt eine FFP2-Maske auf, aufgenommen in Berlin, 15.01.2021. Aufgrund des sich noch immer ausbreitenden Coro
Eine Frau setzt eine FFP2-Maske auf, aufgenommen in Berlin, 15.01.2021. Aufgrund des sich noch immer ausbreitenden CoroImago Images
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Die britische Virusvariante befindet sich wohl bereits „breitflächig“ in Österreich.

Wien. Österreich hat seit Freitagnachmittag seinen ersten bestätigten Fall einer britischen Mutation des Coronavirus. Er wurde in der Steiermark, genauer im Ausseerland, offiziell nachgewiesen. Bei acht weiteren Proben handelt es sich um Verdachtsfälle. Am Wochenende werden PCR-Teststationen für die Bevölkerung in Bad Aussee und Bad Mitterndorf-Tauplitz angeboten.

Schon Stunden vorher hatte der grüne Gesundheitsminister Rudolf Anschober gemeint: „Ich fürchte, es wird in den nächsten Wochen nicht einfacher werden.“ Die Zeit bis Ostern würde gar die schwierigste Phase der Pandemie werden. In allen EU-Regierungen herrsche wegen der britischen Mutante B.1.1.7 eine „sehr alarmierte Stimmung“. Österreich sei „keine Insel der Seligen“. Aktuell gehe man von 100 Verdachtsfällen, die sich über Österreich verteilen, aus. „Die Variante B.1.1.7 dürfte sich schon breitflächiger in Österreich befinden“, so auch Andreas Bergthaler vom Research Center for Molecular Medicine.

Die 100 Verdachtsfälle legen mutationsspezifische Vor-PCR-Tests nahe. Diese werden nun sequenziert, um Gewissheit zu erlangen. Der Prozess dauere aber bis zu sieben Tage, sagt Bergthaler. Anfang nächster Woche sollen die Ergebnisse vorliegen, Anschober rechnet nicht mit vielen negativen Tests: „Wir müssen davon ausgehen, dass es zu einer Betroffenheit von Österreich in einem relevanten Ausmaß gekommen ist.“ Schrittweise sollen alle positiven Coronatests auf Mutationen untersucht werden. Maßnahmen, um die Ausbreitung zu verhindern, seien Grenzkontrollen, Einreisebeschränkungen und Landeverbote. „Alle bisherigen Maßnahmen nützen auch gegen B.1.1.7“, so Anschober. „Wir müssen die Maßnahmen ganz konsequent umsetzen.“

Impfung wirkt

Symptome und Krankheitsverläufe seien unverändert. Das Problem an der Mutante: Bei vollständiger Ausbreitung ist sie nach bisherigen Erkenntnissen um 50 Prozent infektiöser als die bisher dominante Variante. Das würde bedeuten, dass der Reproduktionsfaktor – also wie viele ein Infizierter durchschnittlich ansteckt – um 0,5 steigt. Derzeit liegt der Faktor bei 0,97. Würde der Reproduktionsfaktor auf 1,5 steigen, hieße das, die Infiziertenzahl würde sich innerhalb weniger Wochen verzehnfachen.

Was die Entwicklung betrifft, zeigte sich Anschober dennoch vorsichtig optimistisch: „Es gibt jeden Tag mehr Geimpfte, und wir haben jetzt die schwierigste Witterung.“ Auch eine südafrikanische und japanische Mutante wurden entdeckt. Und: „Es werden weitere neue Varianten kommen“, so Bergthaler. Die gute Nachricht: Beide derzeit zugelassenen Impfstoffe dürften auch bei den neuen Varianten wirken. (wal/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2021)

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