Lokalkritik

Testessen: Kias Kitchen, Mono Sushi Bar und Mari's Metcha Matcha

Moon Sushi Bar
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Drei kleine Adressen für authentische japanische, brasilianische und griechische Küche. Natürlich zum Selberholen. Ich versuche, den Hipster zu geben.

Während eines Lockdowns ein Lokal zu eröffnen ist vergleichbar mit der Eröffnung eines Freibades im Jänner oder dem Verkauf von Weihnachtsdevotionalien im Juli. Wobei Letzteres vorkommt. Jedenfalls habe ich Höchstachtung vor Alexander und Kias Burget, Ehemänner, nicht Brüder. Wie Florian Holzer verriet, hatten die beiden das Aus eines lustigen Frühstückshappen-Lokals im Haus gegenüber ihrer Wohnung beobachtet und zugeschlagen. Kias war einst Balletttänzer in Brasilia, eine Landsfrau steht in der Küche. Die Mischung ist mehr als originell: Brasilianisch-griechisch die Gerichte, niederösterreichisch der Wein. Es werden fette heiße Mürbteig-Empadinhas gereicht. Eintöpfe gibt es auch: eine sogenannte Moqueca, brasilianisches Kokos­curry, mit Pilzen oder Wiener Wels (!): Für die einen schön fruchtig, für andere ein bisschen zu süßlich-karottig. Unbedingt unterstützen und bestellen. Es geht immerhin um die Ehre der Gumpendorfer Straße.

Apropos Bobostan. Das Mono Sushi gibt es schon lang, und es ist bis heute eine verlässliche Adresse für frischen, wohl zugeschnittenen Fisch auf gekochtem Reis. Auch hier gibt es Take-away, die Fotos von den Rehen in der alten japanischen Stadt Nara und vom kleinen Goldenen Palast in Kyoto an der Wand erzeugen beim Abholen Wehmut und Sehnsucht, also die beiden Nostalgiecousinen. Noch ein paar Wochen Lockdown und ich hänge mir Fotos von Stränden und italienischen Trattorien in der Maremma statt der Kunst auf. Die Weinkarte (auch to go!) ist erstaunlich gut sortiert für einen so kleinen, nüchternen Sushi-Laden.

Vielleicht schaut Alfred Gusenbauer hier manchmal vorbei, ist ja sein Bezirk. Nicht so weit müsste er in ein anderes schwer sympathisches japanisches Lokal gehen, das wunderbares Take-away bietet: Mari’s Metcha Matcha in der Neustiftgasse schaut aus, wie Cafés und Imbisse in der erwähnten alten Kaiserstadt aussehen, hübsche japanische Kunstkleinigkeiten, Puppen und Nippes gibt es auch. Diverse Bento-Boxen (wärmender Schweinebauch!) sind ideal für lange Winter-Lockdown-Nächte. Für den schnellen Snack bieten sich Onigiri an. Das Rezept wird hier verraten: Man nehme seine Lieblingszutat und packe sie in frisch gekochten Reis, kompakt in eine hübsche Dreiecksform gebracht. Natürlich gibt es verschiedene Größen und Formen, aber alle sind länger haltbar und auch nach Stunden noch köstlich. Seit der Sengoku-Zeit (1493–1590) sind Onigiri die praktische Mahlzeit für mittags und unterwegs. Seit der Mitte der Edo-Periode (1603–1868) werden Onigiri in Nori-Seetang gewickelt, was bis heute die typische Form der Onigiri ist. Alles klar: Danke für die Kulturgeschichte in die Neustiftgasse.

Kias Kitchen, Gumpendorfer Str. 37, 1060 Wien, Mono Sushi Bar, Schottenfeldg. 5, 1070 Wien, Mari’s Metcha Matcha, Neustiftg. 7, 1070 Wien.

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