Song der Woche

Blitz vor der Höhle der Vernunft

International Music.
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Krautrock und Postpunk verwebt die 2015 in Essen gegründete Band International Music in stoischer Melancholie. „Beste Jahre“ hieß ihr erstes Album, es folgt „Ententraum“.

International Music: „Insel der Verlassenheit“. Zu den packendsten Momenten des Pop zählt es, wenn mitten in einem Song alles zusammenbricht, sich in bösem Lärm auflöst und nur ein Pandämonium bleibt. In „My Generation“ haben The Who das 1965 erstmals vorbildlich vorgeführt, bei ihnen war klar, welche Wut sich da entlädt. In diesem Lied kommt das Gewitter aus heiterem Himmel. Was ist da passiert? Vom Blick ins Weite war die Rede, von Beethoven („am Ende seines Lebens taub, es war sehr leise, jetzt wird's laut“), von Klang der Welt, vom Liegen mit den Löwen, all das so expressiv wie unbestimmt, mit stoischer Ruhe gesungen, nur die Gitarre kreischte seltsam. „Die Höhle der Vernunft, sagt man sich, sei wunder-, wunderschön“, heißt es im Refrain. Und dann das. Natürlich, das Gewitter verzieht sich nach einer halben Minute wieder, der Gesang geht weiter. Doch danach ist es nicht wie davor in der Höhle. Schön verstörend.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4.
Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und www.fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2021)

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