Warum Nawalny eine harte Strafe erwartet und die Elite weiter hinter Putin steht: ein Gespräch mit der Kreml-Kennerin Tatjana Stanowaja.
Moskau. Zunächst wollte der Kreml die ganze Sache überhaupt nicht kommentieren. Mittlerweile musste man sich wiederholt zu Alexej Nawalnys Dokumentation äußern. Auch Wladimir Putin selbst. „Kompilation“, „Montage“: So nannte er den Film über seinen mutmaßlichen Palast an der Schwarzmeerküste. Die Vorwürfe seien „langweilig“.
Angeklickt haben den „langweiligen“ Film im Internet bisher mehr als 100 Millionen Menschen. Ebendort, im Internet, macht sich das Volk auch über den luxuriösen Kitsch lustig. Und Nawalnys Anhänger rufen am Sonntag zur „Aquadisco“ vor den dicken Mauern der Lubjanka, des FSB-Gebäudes im Zentrum Moskaus.
Doch die Äffäre bleibt folgenlos: In Russland führen die gut dokumentierten Korruptionsvorwürfe zu keinen Ermittlungen. Der Kreml, der den Staatsapparat kontrolliert, tut so, als spüre er die Erschütterung nicht. „Man schätzt, dass man die Krise regeln kann“, gibt die russische Politikexpertin Tatjana Stanowaja im „Presse“-Gespräch die Sicht der Elite wider.