Wort der Woche

Wie die Welt mithilfe von Wissenschaft widerstandsfähiger werden kann

Eine weltweite Expertengruppe hat sich Gedanken gemacht, wie die Wissenschaft die Welt noch besser auf künftige Krisen vorbereiten könnte.

Wissenschaft stand noch nie so sehr im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Das betrifft nicht nur die Entwicklung von Impfungen gegen Sars-CoV-2, sondern auch viele andere Bereiche wie z. B. Modellrechnungen, ökonomische Analysen oder Digitaltechnologien. Das Forschungssystem hat sich als effektiv erwiesen: In Rekordzeit wurden Vakzine entwickelt, die nun einen Weg aus der Krise eröffnen. Das war möglich, weil man auf jahrelange Grundlagenforschung aufbauen konnte. Und weil die Wissenschaft weltweit vernetzt war – und trotz Pandemie blieb.

Die Coronakrise legte aber so wie in praktisch allen Lebensbereichen auch im Wissenschaftssystem Schwachstellen offen. Diese wurden nun in einer globalen Initiative systematisch aufgearbeitet, um daraus Maßnahmen abzuleiten, durch die die Welt mithilfe von Wissenschaft nachhaltiger und zugleich resilienter (widerstandsfähiger) werden soll. Organisiert wurde dieser Prozess – der auch für die Bereiche Energie, Lebensmittel und Governance durchgeführt wurde – vom Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg gemeinsam mit dem Internationalen Wissenschaftsrat (ISC), einem Dachverband von weltweit rund 200 Forschungsorganisationen wie z. B. der Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Die Liste der Probleme ist lang (siehe auch Artikel rechts), sie reicht von der unsicheren Karriereplanung von Jungforschern bis hin zur erschütternden Tatsache, dass die weite Verbreitung von Fake News nicht verhindert werden konnte. Überdies gibt es für interdisziplinäre Forschung kaum Anreize – obwohl Krisen immer multidisziplinär sind.

Darauf aufbauend wurden 38 Empfehlungen ausgearbeitet, um drei Ziele zu erreichen: Erstens soll das Wissenschaftssystem rascher auf aktuelle Herausforderungen reagieren („increased agility“); zweitens soll die Qualität der Ergebnisse gesteigert werden („greater reliability“); und drittens soll die Vernetzung mit Politik und Gesellschaft gestärkt werden („increased relevance“).

Als wichtige Bausteine dafür werden u. a. die Förderung von transdisziplinärer Forschung, eine Erhöhung der Forschungskapazität sowie die Verbesserung der Kommunikation zwischen verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen und mit der Öffentlichkeit erachtet (covid19.iiasa.ac.at/isc/outcome). So könnte in den Augen der Experten die Wissenschaft einen großen Beitrag leisten, um die Welt besser auf künftige Krisen vorzubereiten.

Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Wissenschaftskommunikator am AIT.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2021)

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