Wissenschaftler besorgt: Neue Moskito-Art bringt Malaria in die Städte Afrikas

Archivbild aus dem Dorf Nyakach, wo Wissenschaftler regelmäßig die Qualität des Wassers kontrollieren. Für die sich neu ausbreitende Mücke, ist aber auch sauberes Wasser kein Hindernis.
Archivbild aus dem Dorf Nyakach, wo Wissenschaftler regelmäßig die Qualität des Wassers kontrollieren. Für die sich neu ausbreitende Mücke, ist aber auch sauberes Wasser kein Hindernis.(c) REUTERS (Edwin Waita)
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„Anopheles stephensi" trägt die Krankheit vom Land in die Metropolen, was die Infektionszahlen nach oben treiben könnte, befürchten Wissenschaftler.

Eine neue Moskito-Art könnte Forschern zufolge zu einem Anstieg von Malaria in afrikanischen Städten führen. Die Moskitoart „Anopheles stephensi" war in der Vergangenheit vor allem in Indien zu finden, breitet sich aber seit einigen Jahren in Städten am Horn von Afrika aus. Wissenschaftler aus Äthiopien und den Niederlanden haben nun herausgefunden, dass diese Mücke sehr anfällig für die örtlichen Malaria-Arten ist.

"Dieser Moskito scheint ein extrem effizienter Verbreiter der zwei Hauptspezies von Malaria zu sein", teilte Ko-Autor Teun Bousema von der Universitätsklinik im niederländischen Nijmegen mit. So könnte sich die Tropenkrankheit zunehmend in Städten in Äthiopien und andernorts in Afrika ausbreiten, warnen die Forscher im Fachblatt "Emerging Infectious Diseases".

Weniger Brutstätten in der Stadt

Malaria ist in Afrika weit verbreitet und tötete dort laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2019 rund 384.000 Menschen. Der Erreger der Krankheit wird durch den Stich von Moskitos übertragen, die in Wasser brüten, etwa in Lacken. Allerdings war die Gefahr einer Ansteckung in Städten bisher meistens geringer als auf dem Land, da in städtischen Gebieten typischerweise Hygiene und Behausungen besser sind und es weniger Brutstätten für Moskitos gibt.

Das könnte sich mit „Anopheles stephensi" ändern: Denn die Art kann sich besonders gut in Behältern mit sauberem Wasser reproduzieren, wie es in der Studie heißt. Die Moskitos wurden demnach in gut 75 Prozent der untersuchten Wasserquellen in der äthiopischen Stadt Awash Sebat Kilo gefunden.

Besonders anpassungsfähige Art

Die WHO schlug bereits 2019 Alarm: Die Art sei vor 2011 nur in einigen Ländern Südostasiens und großen Teilen der arabischen Halbinsel zu finden gewesen, seitdem aber in Dschibuti, Äthiopien, Sri Lanka und dem Sudan aufgetaucht. Sie sei sehr anpassungsfähig und könne extrem hohe Temperaturen in der Trockenzeit aushalten, in der die Übertragung von Malaria typischerweise stark sinkt.

Die Ausbreitung einer weiteren Stechmücke, die Malaria übertragen könne, in Ostafrika, noch dazu in Städten, sei "besorgniserregend", sagte der Vorstandsvorsitzende des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, Egbert Tannich. Allerdings gebe es andere Moskitos, die Malaria besser übertragen würden. Zudem verwende „Anopheles stephensi" nicht immer Menschen als Wirt, sondern auch Tiere. Man müsse nun systematisch untersuchen, wie weit die Art in Städten Ostafrikas verbreitet ist, betonte Tannich.

„Wäre großer Rückschlag"

Sollten diese Moskitos tatsächlich zu einem Anstieg an Malaria in Städten führen, wären das "sehr schlechte Nachrichten", sagte Benjamin Djoudalbaye, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten bei der Kommission der Afrikanischen Union (AU). "Es wäre ein großer Rückschlag für unsere Bemühungen, Malaria in den Griff zu bekommen." Die AU, der alle Staaten Afrikas angehören, hat sich zum Ziel gesetzt, Malaria auf dem Kontinent bis 2030 auszurotten.

Der Erstautor der Studie, Fitsum Tadesse vom Armauer Hansen Research Institute in Äthiopien, mahnte, nur schnelles Handeln könne die Ausbreitung in andere Städte des Kontinents verhindern. Man müsse gegen die Larven vorgehen und die Verbreitung der Moskitos über große Distanzen, etwa via Flughäfen und Seehäfen, unterbinden. "Sollte das scheitern, wird das Risiko von Malaria in städtischen Gebieten in großen Teilen Afrikas steigen."

>> Die Studie (auf Englisch) in der Online-Datenbank des Centers for Desease Control and Prevention

(APA/dpa)

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