Eine Delegation der Weltgesundheitsorganisation WHO untersucht derzeit in der chinesischen Stadt Wuhan den Ursprung des Coronavirus. Es ist eine politisch heikle Mission.
Die Inszenierung erinnert an einen Staatsbesuch: Als die Autokarawane der WHO-Delegation den abgesperrten Parkplatz des Seuchenpräventionszentrums verlässt, wird sie von Dutzenden Fernsehjournalisten umzingelt – und von doppelt so vielen Polizisten abgeschirmt. Durch ein geöffnetes Beifahrerfenster kann einer der Kameramänner den hektischen O-Ton eines Virus-Experten erhaschen: Es sei ein gutes Treffen gewesen. Dann brechen die Wissenschaftler in Rekordtempo zum nächsten Termin auf.
Mit Hochspannung aber auch mit Argusaugen blickt die Welt auf die Untersuchungskommission der Weltgesundheitsorganisation WHO, die mehr als ein Jahr nach den ersten dokumentierten Virusfällen im chinesischen Wuhan dem Ursprung des Coronavirus auf die Spur kommen möchte. Es geht um die zentrale Frage, wie der Erreger vom Tier auf den Menschen übertragen wurde – und welche Lehren sich zur Prävention künftiger Pandemien ziehen lassen.
Die Politisierung der „Ursprungsfrage"
Für China ist es eine heikle Mission. Die Angst vor einer Politisierung der „Ursprungsfrage“ hat sich seit Donald Trumps rhetorischen Seitenhieben über das „Chinavirus“ weiter verstärkt. Berechtigterweise möchte China mit allen Umständen verhindern, als Herkunftsort für eine Pandemie abgestempelt zu werden, an der weltweit bereits mehr als 2,2 Millionen Menschen gestorben sind.