Leitartikel

Seuchenjahr für die Volkspartei

Sebastian Kurz, Gernot Blümel
Sebastian Kurz, Gernot Blümel(c) Florian Schroetter / EXPA / picturedesk.com (Florian Schroetter)
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Ein Skandal ist die Causa Blümel – eigentlich eine Causa Kurz – so oder so: Wenn die Vorwürfe stimmen. Oder sie an den Haaren herbeigezogen sind.

Die Manager und Unternehmer waren begeistert. Beim Außenminister fänden sie stets ein offenes Ohr. Gelte es Hürden im Ausland aus dem Weg zu räumen, sei er gern behilflich. Oft genüge ein Brief an die jeweiligen ausländischen Stellen, um ein Problem zu beseitigen.

So stand es 2016 in der „Presse“. Das Außenministerium war zu jener Zeit das eigentliche Wirtschaftsministerium, jedenfalls für Unternehmer mit Interessen im Ausland. Der Außenminister veranstaltete auch immer wieder Runden mit Wirtschaftstreibenden, in denen sie ihre Sorgen und Nöte darlegen konnten. Wirtschaftsminister war damals Reinhold Mitterlehner, Außenminister Sebastian Kurz.

Gut möglich, dass sich das bis Gumpoldskirchen durchgesprochen hat. Dort hat der Glückspielkonzern Novomatic seinen Sitz. Und dieser hatte 2017 Probleme mit der Steuerbehörde in Italien. Wieso sich also nicht an den Außenminister wenden, der den Ruf hatte, sich um Österreichs Interessen im Ausland zu kümmern – und auch sonst den Eindruck machte, Schwung in die verstaubte, großkoalitionär weichgespülte ÖVP zu bringen?

In Gumpoldskirchen dürfte man so gedacht haben. Allerdings stellt sich retrospektiv die Frage: Wozu brauchte man Gernot Blümel, um an Kurz heranzukommen? Johann Graf und Harald Neumann, Inhaber und Geschäftsführer eines der größten Unternehmen des Landes, hätten wohl jederzeit einen Termin bei Kurz bekommen, wenn sie nur im Sekretariat angerufen hätten. Möglicherweise wollte man mittels Blümel das Feld ein wenig aufbereiten. Die Frage ist nur: Wofür?

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