Austrocknung

Fünf Tonnen statt einer Prise Salz

Nationalpark Neusiedler See
Nationalpark Neusiedler See(c) APA (HERBERT PFARRHOFER)
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Der burgenländische Seewinkel trocknet aus. Dem soll kräftiges Nachsalzen entgegenwirken. Warum eine Lacke gesalzen wird.

Mit insgesamt fünf Tonnen Salz soll die Moschado Lacke im Seewinkel bei Apetlon gerettet werden, konkret: vier Tonnen Soda, eine Tonne Glaubersalz und 325 Kilogramm Kochsalz, eine Prise Bittersalz. Diese Mischung soll ermöglichen, dass der Boden der Lacke abgedichtet wird.

Das vergangene Jahr hat den Ausschlag gegeben, ist aber nicht das Problem an sich. Das liegt vor allem in der veränderten Nutzung in der Region, die in den vergangenen 100 Jahren dazu geführt hat, dass der Grundwasserspiegel dramatisch abgesunken ist. Bernhard Kohler, Experte des World Wide Fund for Nature (WWF): „In der Moschado-Lacke ist dazugekommen, dass Wasser zugeführt wurde. Das hat die Situation verschlimmert, der Boden ist durchlässig geworden.“ Der Wasserstand ist immer stärker abgesunken, ehe im Vorjahr – bedingt durch Hitze und Trockenheit – jegliches Wasser aus der Lacke verschwunden ist.

Vor gut 15 Jahren haben die Untersuchungen begonnen, damals wurde analysiert, wie der Salztransport genau funktioniert. Das nunmehrige „Nachsalzen“ wird seit 2019 vorbereitet. Unter anderem ist ermittelt worden, wie sich das Salz konkret zusammensetzt. Die Mischung, die nun ausgebracht wird, stamme aus der Region, wird versichert.

„Die pannonischen Salzlebensräume sind europaweit einzigartig“, sagt Harald Grabenhofer, Forschungskoordinator des Nationalparks Neusiedler See. „Die Salzzugabe soll lokal schwere Schäden beheben. Die zentrale Herausforderung liegt darin, die natürlichen Prozesse wiederherzustellen."

Kohler räumt freimütig ein, dass es hier um einen menschlichen Eingriff geht – der allerdings nicht ein „Weitermachen wie bisher“ ermöglicht, sondern die Reparatur eines Schadens, den Menschen verursacht haben. „Dieses Konzept geht nur dann auf, wenn es begleitende Maßnahmen gibt.“ DVor allem: den landwirtschaftlichen Wasserverbrauch zu verringern und damit zu ermöglichen, dass der Grundwasserspiegel steigt. Letztlich werde das nicht ohne Konsequenzen für die landwirtschaftliche Produktion in dieser Region bleiben können.

All das ist zu einem Projekt zusammengeführt, das – unter Federführung von Nationalpark und Wissenschaft – als Life-Projekt bei der EU eingereicht worden. Die Planung sieht vor, dass es – sofern genehmigt – im September starten könnte. Das nunmehrige Nachsalzen ist also bloß als erste Prise gedacht.

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