Zeichen der Zeit

Sind wir nicht alle Herr Faustini?

Wolfgang Hermann ist in Bregenz geboren, sein Roman spielt in Hörbranz.
Wolfgang Hermann ist in Bregenz geboren, sein Roman spielt in Hörbranz. Isolde Ohlbaum
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Ganz ungeplant hat Wolfgang Hermann mit „Herr Faustini bekommt Besuch“ einen Lockdown-Roman geschrieben. Porträt eines Autors, der seit vielen Jahren von einem schrulligen Herrn und seinen Abenteuern erzählt.

Irgendwann, etwa in der Mitte des Buches, nimmt Herr Faustini den Zug. Und zwar nicht irgendeinen Zug, sondern einen Railjet. Das ist etwas Besonderes für Herrn Faustini, er ist aufgeregt, denn er verreist sonst nicht, er erkundet eher die Gegend. Fährt zwei, drei Stationen mit dem Bus, macht einen ausgedehnten Spaziergang auf der Suche nach „kleinen unscheinbaren Abenteuern“. Und kehrt dann vor der Dämmerung wieder nach Hause zurück. Das muss reichen.

Wir kennen Herrn Faustini schon lange, vier Bücher lang, um genau zu sein. Er war immer eine eher kauzige Figur, von der ich mir vorstellte, sie trage einen Hut, auch wenn sie nie genauer beschrieben wurde. Doch dieser eigentümlich wirkende Mensch, der zurückgezogen in seinem Häuschen lebt, kaum jemanden trifft, es sei denn hin und wieder die Nachbarin, der kein Kino kennt und kein Restaurant, keine Reisen in ferne Länder und kein Bier nach der Arbeit: Dieser Herr Faustini ist plötzlich wie wir. Fehlt nur noch, dass wir uns einen Kater anschaffen.

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