Wort der Woche

Die Welt nach Corona

Die fortschreitende Durchimpfung der Bevölkerung gegen das Sars-CoV-2-Virus macht Hoffnung, dass die Pandemie in absehbarer Zeit zu Ende gehen wird.
Die fortschreitende Durchimpfung der Bevölkerung gegen das Sars-CoV-2-Virus macht Hoffnung, dass die Pandemie in absehbarer Zeit zu Ende gehen wird.AustrianImages / Westend61 / pic
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Die Menschen sind geteilter Ansicht, wie die Welt nach Corona aussehen wird. Doch wird es so eine Welt „danach“ überhaupt geben?

Die fortschreitende Durchimpfung der Bevölkerung gegen das Sars-CoV-2-Virus macht Hoffnung, dass die Pandemie in absehbarer Zeit zu Ende gehen wird. Und was kommt dann? Wie wird die Welt nach Corona aussehen? Da gibt es zwei Meinungen: Die einen erwarten (bzw. erhoffen), dass die Welt eine andere sein wird – eine, in der die Menschen bewusster leben und die großen Herausforderungen, wie etwa den Klimawandel oder die Ungleichheit in der Welt, aktiv angehen. Andere wiederum sind der Ansicht, dass die „neue Normalität“ bald wieder so aussehen wird wie die alte – dass sich also überhaupt nichts ändert und die meisten begierig wieder ihr gewohntes Leben aufnehmen.

Glaubt man Umfragen wie etwa jener unter weltweit mehr als 11.000 Menschen, deren Ergebnisse der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner eben in seinem Buch „Bange Zuversicht. Was Menschen in der Coronakrise bewegt“ (240 Seiten, Patmos, 20,60 Euro) veröffentlicht hat, dann sind diese Gruppen ungefähr gleich groß.

Was aber, wenn es gar keine „Welt nach Corona“ gibt? Dafür gibt es deutliche Anzeichen – nachzulesen z. B. auf der Homepage der Akademie der Wissenschaften (www.oeaw.ac.at), wo es unter dem Titel „Gekommen, um zu bleiben?“ heißt: „Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das Coronavirus nicht einfach verschwindet, sondern wir lernen müssen, mit Sars-CoV-2 zu leben.“

Was das genau bedeutet, weiß niemand. Ein Extremszenario wird in der Ausstellung „Utopien und Apokalypsen“ im Wiener Literaturmuseum (1., Johannesgasse 6, bis 24. April)thematisiert: In Romanen und Filmen weit verbreitet ist das Sujet einer „Welt ohne Menschen“ – was in vielen Fällen heißt, dass sich der Mensch durch Krieg, Atom- oder Klimakatastrophen selbst aus der Welt eliminiert hat. Oder durch eine Pandemie am Aussterben ist.

Die Ausstellung zeigt anschaulich, wie stark der Mensch dazu neigt, sich Utopien und, mehr noch, Apokalypsen auszumalen – „beides sind Phänomene für Zeiten des Übergangs, ja der Krise“, heißt es im Begleitband zur Ausstellung (222 Seiten, Zsolnay, 27,80 Euro). Doch gänzlich auszuschließen ist ein dermaßen negatives Szenario nicht: Schon so manche Spezies ist durch neu auftauchende Krankheitserreger unter schweren Druck geraten oder sogar ausgestorben (siehe auch Artikel rechts).

Allerdings ist die Menschheit solchen Gefahren aus der Natur nicht mehr schutzlos ausgeliefert. Dieses Loblied auf die Wissenschaft kann man gar nicht oft genug anstimmen!


Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Wissenschaftskommunikator am AIT.

?meinung@diepresse.comdiepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2021)

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