Impfstoffkooperation

Kritik aus Italien an Impfstoff-Plänen: "Kurz begeht einen Fehler"

Warten auf eine Corona-Impfung in Bergamo, Italien.
Warten auf eine Corona-Impfung in Bergamo, Italien.REUTERS
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Die Kurz-Aussagen in Sachen Impfstoff-Lieferungen sorgen für Debatten im Nachbarland. Lob kommt von der rechten Lega, harte Kritik von der Fünf-Sterne-Bewegung: Die Probleme mit der Impfstoff-Beschaffung solle man besser EU-intern lösen.

Die Ankündigung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) einer Impfstoffkooperation mit Israel und Dänemark sorgt auch in Italien für Diskussionen. Die rechtspopulistische Lega forderte am Dienstag, Italien solle sich Länder wie Österreich zum Beispiel nehmen und unabhängig von der EU Impfdosen gegen das Coronavirus beschaffen. Kritik am Kanzler kam dagegen von der Fünf-Sterne-Bewegung und der postfaschistischen Partei Fratelli d'Italia.

Ein ähnliches Vorgehen der italienischen Regierung forderte der Chef der rechtspopulistischen Lega, Matteo Salvini. "Nicht nur Tschechien, die Slowakei und Ungarn, sondern auch Österreich und Dänemark suchen Impfstoffe, ohne auf die EU zu warten. Die Priorität ist, die Gesundheit der Bürger zu verteidigen und zu schützen. Italien sollte sich ein Beispiel nehmen", so Salvini am Dienstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. "Wenn uns Israelis, Amerikaner oder Russen helfen können, lassen wir uns helfen. Wir sollten wie andere Länder handeln und nicht auf die EU warten", so der Rechtspopulist.

Die oppositionellen Rechtsaußen-Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) zeigte sich kritisch gegenüber dem Vorstoß Österreichs. "Österreichs Bundeskanzler Kurz, der ständig Italien zum Respekt europäischer Regeln aufruft, kündigt an, dass er von nun an bei den Impfstoff-Lieferungen eigene Wege gehen wird. Er pfeift somit auf die EU", so die Abgeordnete Maria Cristina Caretta in einer Presseaussendung. "Wir hoffen, dass die italienische Regierung endlich in Sachen Impfkampagne eine Wende schafft und die verlorene Zeit zurückgewinnt", so Caretta.

Die konservative Forza Italia von Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi sieht in der Tatsache, dass sich Länder wie Österreich und Dänemark künftig nicht mehr auf die EU bei den Impfstofflieferungen verlassen wollen, die Bestätigung dafür, dass die Strategie der EU-Kommission geändert werden müsse. "Es muss zu einer europäischen Koordinierung im Umgang mit der Pandemie kommen", forderte Stefania Craxi, Senatorin der Forza Italia.

Die deutlichste Kritik kam von der Fünf-Sterne-Bewegung: "Kurz begeht einen Fehler. Die europäischen Probleme bei der Impfkampagne muss man intern lösen, ohne einfache Lösungen im Ausland zu suchen", kritisierte die EU-Parlamentariern der Fünf-Sterne-Bewegung, Daniela Rondinelli. "Wir werden nie erlauben, dass die Gesundheit der Bürger hinter den Interessen einiger multinationaler Unternehmen steht", sagte sie und forderte, dass die EU-Kommission Mut beweisen und eine europäische Impfstoff-Produktion fördern solle.

(APA)

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