5G

Hot-Chef Krammer: "Wir leisten erheblichen Beitrag zum Netzausbau"

Michael Krammer
Michael Krammer(c) Die Presse/Novotny
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Mehr als eine Million Kunden, Tendenz steigend. Hot, das Mobilfunkangebot des Lebensmitteldiskonters Hofer, ist auf Erfolgskurs. Die Preiserhöhungen bei A1, Drei und Magenta treiben das Geschäft zusätzlich an. Am Aussperren Huaweis beim Netzausbau übt Hot-Chef Krammer Kritik.

Im September 2020 zählte das Mobilfunkangebot des Lebensmitteldiskonters Hofer, Hot, erstmals mehr als eine Million Kunden. Ein Plus von 115.000 Kunden (bzw. 11 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr. Tendenz weiterhin steigend: „Alleine im Jänner und Februar waren es 40.000“, betont Ventocom-Chef und Verantwortlicher für die Marke Hot, Michael Krammer, im Gespräch mit der "Presse“.  Einen großen Anteil tragen dabei auch die gleichzeitigen Preiserhöhungen der Netzanbieter. Die "schiefe Optik" ist längst Gegensstand von Untersuchungen bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) und der RTR.

"Die Kunden sind agiler geworden, die Wechselbereitschaft größer", erklärt Krammer. Einer von Ventocom in Auftrag gegebenen Studie zufolge haben mehr als 75 Prozent der Befragten bereits einmal oder mehrmals den Anbieter gewechselt. Der Trend gehe eindeutig zu "SIM-only"-Tarifen. 2015 entschieden sich 25 Prozent der Mobilfunknutzer ihr Smartphone nicht in Verbindung mit einem Vertrag beim Kunden zu erstehen. Stand 2020 waren es bereits 39,4 Prozent. "Verträge mit Bindung verlieren an Bedeutung", ergänzt Krammer.

"Das Telekommunikationsgesetz wird diesen Trend beschleunigen", sagt der Ventocom-Chef. Dieses sieht eine Abschlagszahlung für Handy-Subventionen bei vorzeitiger Vertragsauflösung vor. Nur ein kleiner Punkt in der langen Liste der Kritik am Gesetzesentwurf. 114 Stellungnahmen sind beim dafür zuständigen Landwirtschaftsministerium eingebracht worden.

Das geplante Gesetz sei voller "Investitionshürden“. So würden die Genehmigungsverfahren länger statt kürzer, und auch die versprochene Senkung der Antennenmieten werde nicht umgesetzt. In Wien kostet die Miete für eine 5G-Sendestation auf bundeseigenem Grund etwa dreimal so viel wie in München, Berlin oder Hamburg. Rückschritte gebe es auch bei den Haftungen. So dürften Grundstückseigentümer in Zukunft etwa Glasfaserleitungen beschädigen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. „Wir werden uns gut überlegen, wo und ob wir Glasfaser verlegen“, sagte A1-Chef Marcus Grausam.

Auf die Frage, wie Krammer den Passus bezüglich Hochrisikolieferanten (Huawei) einschätzt, erklärt er: „In der Schweiz hatten wir ähnliche Diskussionen. Dabei haben wir uns entschieden, die Hardware (Antennen und Masten, etc.) von Huawei zu beziehen. Um Sicherheitsrisiken zu minimieren, wurden alle Software-Fragen selbst übernommen“, ansonsten drohe man beim Austausch von Equipment unnötig Geld zu verschwenden.

Dass er darin hauptsächlich politische Motivation ortet, betont er. Denn besonders die Nato-Länder seien strikter vorgegangen, als Nicht-Nato-Länder. In diesem Zusammenhang sprach er sogar von einem populistischen Vorgehen. „Werden Gesetze zu restriktiv, läuft das den Digitalisierungsbemühungen zuwider“, betont er.

61 Millionen Euro an Netzgebühren für A1, Drei und Magenta

Nicht die einzige Baustelle im Mobilfunkbereich. Mit Ende der EU-Auflagen nächstes Jahr könnten die drei heimischen Anbieter sich den Markt wieder alleine teilen. So zumindest die Befürchtung in der Branche. Der Zugang zu 5G könnte mit Auslaufen der Auflagen erschwert werden. Eine Angst, die Krammer nicht teilt. "Wir leisten einen erheblichen Beitrag zum Ausbau der Netzinfrastruktur", sagt Krammer, dessen Firma Verträge mit allen drei Anbietern hat. Mehr als 61 Millionen Euro betrugen dafür die Netzgebühren 2020.

Die Bundeswettbewerbsbehörde wie auch die Regulierungsbehörde RTR sind um Konsens und Einigung bemüht. "Es wurde Mitte März zu einem Runden Tisch geladen, an dem ich selbstverständlich teilnehmen werde", erklärte dazu Krammer. Dabei sei der 5G-Zugang für ihn vorerst nicht so dringlich: "Vor 2022 seh ich keine große Relevanz für die Masse der Nutzer."

Das Aussterben der SMS

Während insbesonders schneller Datenzugang an Wichtigkeit durch die Pandemie gewonnen hat, erlebt eine nahezu vergessene Funktion ein Revival.

"Telefonie wurde besonders in den Lockdown-Phasen für unsere Kunden immens wichtig", sagt Krammer. Ein Plus von 26 Prozent gab es bei der klassischen Telefonie. Ganz klarer Gewinner ist aber die Datennutzung, die um 37 Prozent in die Höhe schnellte, während um 21 Prozent weniger SMS als im Vorjahr verschickt wurden.

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