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"Moxie": Wie Retrofeminismus eine Highschool aufrüttelt

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In Amy Poehlers „Moxie“ entdeckt ein Mädchen die Protestkultur seiner Mutter. Eine brave Rebellionskomödie.

Kann die feministische Protestkultur der 1990er auch heutigen Teenagermädchen nützlich sein? Ja, wenn es nach Amy Poehler geht: Die US-Komikerin, bekannt geworden durch „Saturday Night Live“ und die Sitcom „Parks and Recreation“, erzählt in ihrem zweiten Film von einem Mauerblümchen, dass sich, inspiriert von den Riot-Grrrl-Erfahrungen seiner Mutter, gegen Sexismus an der Schule zur Wehr setzt.

„Moxie“, neu auf Netflix, behandelt dabei weniger die Spannungen im Emanzipationskampf der Generationen, als es sich der nostalgischen Erinnerung an Mädchen-Punk, Protest-Anstecker auf der Lederjacke und selbstgebastelte Fanzines hingibt. Ein Koffer, voll davon, bezeugt, dass die von Poehler gespielte Alleinerzieherin einmal eine ganz Wilde war: Als Jugendliche wollte sie „das Patriarchat abfackeln“, erzählt sie ihrer Tochter Vivian mit wehmütigem Schmunzeln. Diese (Hadley Robinson) ist zwar mit den Sounds von Bikini Kill aufgewachsen, hat sich an ihrer Schule aber damit abgefunden, dass sie, wenn sie nur unauffällig bleibt, dem übergriffigen Football-Kapitän und den schäbigen Rankings, die Mädchen in Kategorien wie „best ass“ oder „most bangable“ ("die Fickwürdigste") einteilen, entgehen kann.

Kopfeinziehen ist halt nicht erfüllend

Ihre feministische Erweckung passiert nicht aus persönlicher Betroffenheit, sondern eher aus einer Art Leeregefühl: Wie soll eine überzeugte Kopfeinzieherin in der College-Bewerbung ihre Persönlichkeit verkaufen? „Moxie“ zeigt die Politisierung eines Mädchens, das die Notwendigkeit von Veränderungen nie am eigenen Leib gespürt hat – und die jetzt ihren Blick schärft für die Ungerechtigkeiten, die ihren Kolleginnen widerfahren. Dafür muss sich die introvertierte Vivan nicht verstellen. Die Botschaft: „Girl Power“ hat viele Facetten. Und Solidarität kann man lernen, wenn man will.

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Also zückt Vivian Schere und Kleber und macht, was sie von ihrer Mama kennt: Ein Protestheft. „Moxie“ nennt sie es, ein altmodischer amerikanischer Begriff für Tatkraft und Mumm, benannt nach einem Softdrink aus dem 19. Jahrhundert. Im Mädchenklo aufgelegt, zetteln die knalligen Collagen und Slogans eine Revolution an – gegen diskriminierende Dresscodes, gegen Grapscher und frauenfeindliches Gerede und zum Missfallen der Direktorin, die das Wort „Belästigung“ fürchtet, weil es ihr lästigen Papierkram verursacht.

Mit plakativen Mitteln baut Poehler eine brave, aber doch (für Mütter wie Töchter) mitreißende Ermächtigungsgeschichte. Und lässt die Generation Z am Ende tatsächlich zu Punkrock tanzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2021)

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