Studie

Chinas Investoren verlieren Interesse

Die Zahl der chinesischen Firmenübernahmen in Europa sinkt auf Achtjahrestief.

Wien. Die Coronapandemie bremste im vergangenen Jahr die Einkaufstour chinesischer Unternehmen in Europa erheblich. Die Zahl der Übernahmen und Beteiligungen sank um 28 Prozent auf 132, das Transaktionsvolumen ging sogar um 91 Prozent von 17,2 auf 1,5 Milliarden US-Dollar zurück. Nachdem es 2019 erstmals seit 2010 keine chinesische Übernahme in Österreich gab, hielten sich die Investoren aus China auch im vergangenen Jahr zurück. Mit dem Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an der oberösterreichischen VDS Holding durch die Weichai Power Co., Ltd gab es 2020 nur eine Übernahme. Das zeigt eine Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, die M&A-Investitionen chinesischer Unternehmen in Europa untersucht. Wie in den Vorjahren lag der Fokus chinesischer Investoren auf Industrieunternehmen: Insgesamt 36 Transaktionen entfielen europaweit auf die Industriebranche. An zweiter Stelle folgen Konsumgüterhersteller (22 Deals) und Hightech-Firmen (20 Deals).

Megadeal mit Elektroautos

Die europaweit größte Investition war im vergangenen Jahr die Übernahme des schwedischen Elektroautoherstellers National Electric Vehicle Sweden AB (NEVS) durch die Evergrande Group mit einem Volumen von 380 Millionen US-Dollar. Die zweitgrößte Transaktion war die 240-Millionen-US-Dollar-Finanzspritze für den Münchner Flugtaxi-Entwickler Lilium, die von der chinesischen Tencent-Gruppe angeführt wurde. Auf dem dritten Platz folgt der Einstieg der China Communications Construction Group beim portugiesischen Baukonzern Mota-Engil für gut 200 Millionen US-Dollar.

Zwei der Top-Ten-Deals haben einen direkten Bezug zur Coronapandemie: Für 184 Millionen US-Dollar kaufte das chinesische Pharmaunternehmen WuXi Biologics der Bayer AG eine Anlage zur Herstellung von Covid-Impfstoffen ab. Und der chinesische Pharmakonzern Fosun Pharma erwarb für 50 Millionen US-Dollar einen Minderheitsanteil am Mainzer Biotech-Unternehmen Biontech.

Mit 28 Transaktionen wurden die meisten Transaktionen in Deutschland gezählt. (fre)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.