Ins Leben anderer eintauchen bis zur Selbstbefreiung: In Mareike Krügels Roman „Schwester“ verlässt die Protagonistin, Iulia, ausgetretene Pfade. Eindringlich und stark.
Ein bisschen fühlt man sich wie ein Instagram-Nutzer, taucht man in Mareike Krügels Roman „Schwester“ ein: Durch die Augen der Protagonistin, Iulia, erhält man wie sie Einblicke in andere Leben(sweisen) und einen Eindruck von den (vermeintlich) ausschließlich guten, schönen Seiten des Lebens der anderen. Wer will schon wissen, wie es den Menschen wirklich geht – abseits der Kamera und der kurzen Augenblicke, in denen alles perfekt erscheint und der richtige Moment eingefangen wird?
Iulia, um die 40, Bankangestellte, steht in der Wohnung ihrer Schwester, Lone, und fragt sich: Wie gut kann man eigentlich einen Menschen wie die eigene Schwester kennen? Oft glaubt man nur, jemanden zu kennen – während man nicht einmal mit sich selbst im Reinen oder sich der eigenen Bedürfnisse gewahr ist.