Einst gab der Maler François Boucher in Europa stilistisch den Ton an, gemeinsam mit der Mätresse Ludwigs XV. Er inspiriert Modeschöpfer noch heute. Nun kann man ihm digital tief in die rosa Farbtöpfe schauen.
Beide waren sie Sozialaufsteiger: Herr Fleischer (Boucher) und Frau Fisch (Poisson; später Marquise de Pompadour). Letzterer hatte eine Wahrsagerin prophezeit, sie würde die Geliebte des Königs. Das Operetten-Klischee erfüllte sich: Die Pompadour, kokett, klug, gebildet, strategisch denkend und kunstaffin, erlangte größten Einfluss: primär auf Ludwig XV., den melancholisch-depressiven König, den sie durch Konversation und Kunst aufheiterte.
Heuer „feiert“ die Pompadour ihren 300. Geburtstag. Ihre historische Bedeutung übersteigt bei Weitem die einer königlichen „Mätresse“ (offizielle Position am Hof von Versailles). Die Bildschöne wurde zur Mäzenin, übernahm königliche Patronanzen, durfte Künstler und Denker nach Gutdünken fördern. Sie begründete eine Schule für den Offiziersnachwuchs und wertete die Porzellanmanufaktur in Sèvres derart auf, dass Frankreich nicht mehr auf deutsche Importe aus Meißen angewiesen war. Sie verkehrte in den aufgeklärten Salons, pflegte „heikle“ Freundschaften zu Freigeistern wie Voltaire. Zugleich war sie offenbar diplomatisch genug, um Hofdame der Königin zu werden.