Einspruch

Was Amanda Gormans Gedicht wertlos macht

Amanda Gorman trug im Jänner bei der bei der Inaugurationsfeier am Kapitol ihr Gedicht „The Hill We Climb“ vor.
Amanda Gorman trug im Jänner bei der bei der Inaugurationsfeier am Kapitol ihr Gedicht „The Hill We Climb“ vor.imago images/Lagencia
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Einst durften Juden keine christliche Musik dirigieren. Jetzt wird diskutiert, ob Weiße das Inaugurationsgedicht für Biden übersetzen dürfen: Über alten und neuen Wahn.

Dass ein getaufter Jude eine Matthäuspassion dirigiert – undenkbar noch zu Bachs Zeiten! 1829 aber, die Aufklärung hatte einiges dazu getan, leitete Felix Mendelssohn Bartholdy mit seiner Wiederaufführung der Matthäuspassion die Bach-Renaissance ein. Nur zwei Jahrzehnte später freilich sprach Richard Wagner in „Das Judenthum in der Musik“ Juden die Fähigkeit ab, Kunst wahrhaft zu empfinden und zu schaffen.

Seit Johann Gottfried Herder verfolgt uns diese Idee, dass es kulturelle Identitäten gibt, deren Wesen Außenstehende nie ganz ergründen können. Sie lebt weiter im identitären Denken, rechts wie links. Kommt sie von rechts, spricht man von Wahn und Hetze; kommt sie von links, dann wird – diskutiert.

Transgender-Autorin - das reicht nicht

Und so wurde jetzt in manchen Medien sorgsam Für und Wider erwogen: Darf eine Weiße das Gedicht, das die Schwarze Amanda Gorman zur Inauguration Joe Bidens vorgetragen hat, übersetzen? Die Niederländerin Marieke Lucas Rijneveld hat unter dem Druck der sozialen Medien darauf verzichtet.

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