Bilanz

BMW: Schnellerer Wechsel zur E-Mobilität

Am Mittwoch präsentierte BMW-Chef Zipse erstmals die ungetarnte, vollelektrische Limousine i4, die Ende des Jahres in Österreich auf den Markt kommt..
Am Mittwoch präsentierte BMW-Chef Zipse erstmals die ungetarnte, vollelektrische Limousine i4, die Ende des Jahres in Österreich auf den Markt kommt..(c) imago images/sepp spiegl (Sepp Spiegl via www.imago-images.de)
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Der bayerische Hersteller will die „grünsten Autos“ bauen. 2020 endete für BMW nach einem starken Halbjahr mit einem blauen Auge.

München/Wien. Man hatte 2013 schon die richtigen Visionen in München. In jenem Jahr stellte BMW sein erstes Elektroauto vor – den i3 –, nur kurze Zeit, nachdem Tesla sein Model S präsentiert hatte. Doch während die Amerikaner Modell um Modell auf den Markt brachten, kam bei BMW nichts nach (abgesehen von der Hybridversion i8).

Mittlerweile haben die Bayern ihre Vorreiterrolle unter den deutschen Autobauern eingebüßt und wollen nun umso schneller aufholen. Aktuell bietet BMW neben dem i3 nur den iX3, eine elektrische Version seines Kompakt-SUVs. Ende des Jahres soll das SUV iX folgen, das erste E-Auto auf der neuen Plattform, und, wie Vorstandschef Oliver Zipse am Mittwoch ankündigte, auch die erste elektrische Limousine i4 – drei Monate früher als geplant.

2023 wollen die Bayern dann bereits 13 vollelektrische Modelle anbieten können – für jedes Segment mindestens eines – und 2030 werden bei BMW „mindestens 50 Prozent unseres weltweiten Absatzes vollelektrisch sein. Insgesamt bringen wir in den nächsten rund zehn Jahren etwa zehn Millionen vollelektrische Fahrzeuge auf die Straße“, kündigte Zipse an. Man werde „die grünsten Autos“ bauen, so der Vorstandsvorsitzende.

Elektrischer Rolls Royce

Auch bei der Nobeltochter Rolls-Royce wird es ein E-Modell geben, die Tochter Mini wird ab Anfang der 2030er-Jahre überhaupt nur noch E-Autos anbieten.

Interessant für alle, die der Batteriemobilität wegen Reichweite und Ladezeit skeptisch gegenüberstehen: BMW nimmt wieder die Entwicklung eines Autos mit Wasserstoffantrieb auf. Schon 2022 wird es eine Kleinserie des BMW i-Hydrogen Next geben. „Auch ein Serienfahrzeug können wir uns vorstellen“, erklärte Zipse.

Die Konzentration auf die E-Mobilität verfolgt man an zwei Standorten in Österreich mit Sorge: In Steyr, wo das größte Motorenwerk von BMW steht, und in Graz, wo Magna im Auftrag von BMW zwei Fahrzeuge fertigt (die 5er-Limousine und den BMW Z4).

Großer Rückgang bei Magna

Für Steyr gibt es insofern Entwarnung, als die Bayern die Fertigung von Verbrennungsmotoren bis 2024 an diesem Werk und einem in Hams Hall in Großbritannien bündeln wollen. Außerdem wurde am Mittwoch erneut betont, dass man auch weiterhin auf den Plug-in-Hybrid-Antrieb (Strom und Verbrenner) setzen werde und bei bestimmten Märkten auch auf Verbrennungsmotoren. Man wolle den Kunden die auf ihre jeweiligen Mobilitätsbedürfnisse zugeschnittenen Antriebsformen bieten. „Wenn sie aufhören, sie zu kaufen, hören wir auf, sie zu produzieren“, stellte Zipse in einer Fragerunde nüchtern fest.

Wie es bei Magna weitergeht, ist offen. Laut dem Geschäftsbericht wurden in Graz im vergangenen Jahr 35.747 Fahrzeuge gefertigt – das sind um 31,6 Prozent weniger als noch 2019. Das Minus ist deutlich größer als der Rückgang bei der Marke BMW im Jahr 2020 (ein Minus von 7,1 Prozent bei den Auslieferungen).

Starkes Halbjahr

Insgesamt lieferte die Gruppe (BMW, Mini, Rolls-Royce) im vergangenen Jahr 2,33 Millionen Fahrzeuge aus, um 8,4 Prozent weniger als 2019. Der Umsatz im Bereich Automobile sank auf 81 Milliarden Euro, das Ergebnis (Automobile) lag vor Steuern und Zinsen bei 2,2 Mrd. Euro, im Gesamtkonzern über alle Segmente bei 5,2 Mrd. Euro (ein Minus von 26,6 Prozent). Es hätte deutlich schlechter kommen können: Im zweiten Halbjahr 2020 holte der Autoabsatz vor allem dank China massiv nach, mit mehr als 1,36 Mio. abgesetzten Fahrzeugen war es das stärkste Halbjahr der Unternehmensgeschichte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2021)

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