Mobilität

KTM und Varta forcieren elektrische Motorräder

KTM hat mit der Freeride-E eine elektrische Motocross im Angebot
KTM hat mit der Freeride-E eine elektrische Motocross im Angebot
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Die heimischen Unternehmer Pierer und Tojner vereinbaren eine Kooperation zur Entwicklung hocheffizienter Batteriesysteme. Schon im kommenden Jahr wird es erste Elektromotorroller von Husqvarna geben.

Mattighofen/Wien. KTM war mit einem Elektromotorrad recht früh dran. Schon 2014 stellte das oberösterreichische Unternehmen die Freeride-E vor, ein Motocross-Motorrad mit vollelektrischem Antrieb. Doch dabei blieb es, es kam nichts nach.

Das soll sich jetzt ändern. Die beiden österreichischen Unternehmer Stefan Pierer und Michael Tojner wollen die Elektromobilität forcieren. Künftig werden ihre Unternehmen KTM und Varta im Elektro-Zweiradbereich bei Forschung, Entwicklung und Produktion kooperieren, wie es in einer Mitteilung in der Nacht auf Donnerstag hieß. Ziel der Zusammenarbeit sei es, „ein starkes Signal in und aus Europa zu setzen“.

Wie das aussehen könnte, hat Pierer, dem neben KTM auch Husqvarna-Motorcycles gehört, kürzlich in einem Gespräch mit der „Presse“ enthüllt: Im kommenden Jahr werde es bei Husqvarna „eine Palette an elektrischen Rollern“ geben. Bisher hat der Hersteller nur Motorcross- und Straßenmotorräder im Angebot.

Boom bei Motorrädern

Pierer Mobility, der größte Motorradhersteller Europas, möchte damit den städtischen Bereich erobern. Zweiräder sind die großen Gewinner der Coronapandemie, die Zuwachsraten liegen im zweistelligen Prozentbereich. Das liegt vor allem auch an Pendlern, die auf die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel aus Sorge vor Ansteckung verzichten und die nicht mit dem Auto pendeln können oder wollen.

Pierer sieht gerade im Niedervolt-Bereich großes Potenzial, also bei Motorrädern, die umgelegt auf Verbrenner dem 50- bis 125-Kubikzentimeter-Segment entsprechen. Hier könne man auch preislich interessant arbeiten, meinte der Oberösterreicher. „Ich bin überzeugt, dass in diesem Bereich in den kommenden Jahren viel elektrisch wird. Da wollen wir eine führende Rolle spielen.“

Varta macht mit der Kooperation einen ersten Schritt in Richtung Elektromobilität. Tojners Unternehmen konzentrierte sich bisher auf die Herstellung kleiner Lithium-Ionen-Knopfzellen, die etwa bei Bluetooth-Kopfhörer zum Einsatz kommen (unter anderem bei Apple AirPods).

Gespräch mit Autobauern

Nun soll der Varta-Forschungsstandort in Graz ausgebaut werden, um die Entwicklung großer Batterie-Zellformate voranzutreiben. Gemeinsam mit KTM wolle man Batterieplattformen für Fahrzeuge von 250 Watt bis 20 Kilowatt Spitzenleistung entwickeln und produzieren, die eine hohe Reichweite und Performance erreichen sollen.

Die neue große Zelle im Format 21700 (2,1 Zentimeter Durchmesser und sieben Zentimeter Höhe), die man benötigt, wird am Varta-Stammsitz im deutschen Ellwangen (Baden-Württemberg) hergestellt. Sie könnte in Zukunft auch bei neuen und optimierten Antriebskonzepten zunächst vor allem bei Fahrzeugen im Premiumsegment zum Einsatz kommen, etwa bei Hybridantrieben. Schon länger gibt es Gerüchte, dass Tojner mit mehreren Autoherstellern im Gespräch sei.

Varta erhielt erst im vergangenen Jahr im Rahmen eines EU-Förderprojekts 300 Millionen Euro, um an einer europäischen Batteriezellenfertigung für E-Autos zu arbeiten. Derzeit dominieren chinesische (u.a. Byd) und südkoreanische Hersteller (LG, Samsung) den E-Akku-Bereich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2021)

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