Militärputsch

Suu Kyis Parteisprecher in Burma festgenommen

In Burma gibt es täglich Gewalt und Festnahmen bei den Protesten gegen die Militärjunta.
In Burma gibt es täglich Gewalt und Festnahmen bei den Protesten gegen die Militärjunta.REUTERS
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Viele Menschen fliehen vor der Brutalität der Militärs, Thailand bereitet sich auf eine Flüchtlingswelle vor. Die Meldungen über Tote bei den Protesten reißen nicht ab.

Die neue Junta in Burma (Myanmar) geht weiter mit brutaler Gewalt und Inhaftierungen gegen politische Gegner, Demonstranten und Journalisten vor. In der Nacht auf Freitag wurde ein weiteres prominentes Mitglied von Aung San Suu Kyis Regierungspartei Nationale Liga für Demokratie (NLD) festgenommen. Es handle sich um den Parteisprecher Kyi Toe, der die Medien im Land über die Entwicklungen informiert hatte. Bei Protesten in der Stadt Aungban wurden mindestens acht Menschen getötet.

Beobachtern zufolge wird befürchtet, dass Kyi Toe gefoltert werden könnte. In den vergangenen Wochen waren bereits zwei NLD-Mitglieder kurz nach ihrer Inhaftierung gestorben. Suu Kyi selbst und Präsident Win Myint wurden im Zuge des Putsches Anfang Februar festgesetzt und sollen sich im Hausarrest befinden.

Am Freitag wurde auch bekannt, dass ein Journalist verschleppt wurde, der für den britischen Sender BBC im früheren Birma tätig ist. Aung Thura sei am Vormittag in der Hauptstadt Naypyidaw zusammen mit einem Journalisten des burmesischen Medienunternehmens Mizzima von offenbar zivil gekleideten Männern mitgenommen worden. Die BBC habe bisher keinen Kontakt zu dem Mitarbeiter aufnehmen können, es sei auch unklar, wo der Reporter hingebracht worden sei, hieß es. "Wir fordern die Behörden auf, ihn zu lokalisieren und zu bestätigen, dass er in Sicherheit ist", so die BBC.

Massenflucht aus Städten

Bei Protesten gegen die Militärmachthaber am Freitag sind mindestens acht Menschen getötet worden. Laut dem Nachrichtenportal „Burma Now" wurden sieben Menschen in der Stadt Aungpan getötet. Eine verwundete Person starb, nachdem sie in der nahe gelegenen Stadt Kalaw ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Das brutale Vorgehen der Junta gegen Kritiker des Militärputsches führt unterdessen zu einer massiven Fluchtbewegung aus der Handelsmetropole Yangon.

Seit dem Umsturz von Anfang Februar wurden nach Angaben der Gefangenenhilfsorganisation AAPP bereits mehr als 2200 Menschen festgenommen, mindestens 224 wurden getötet. Die faktische Regierungschefin Suu Kyi, die die Parlamentswahl im November klar gewonnen hatte, wurde in Gewahrsam genommen und wird mehrerer Vergehen beschuldigt. Das Vorgehen der Militärjunta gegen die Demonstranten wurde in den vergangenen Wochen immer brutaler.

Flucht aufs Land

Vor allem aus der Metropole Yangon wollten die Menschen vor der Gewalt in ländlichere Regionen flüchten, hieß es. "Ich fühle mich nicht mehr sicher, in manchen Nächten kann ich nicht einmal schlafen", sagte eine Bewohnerin von Yangon. "Ich habe Angst, dass als nächstes das Schlimmste passiert", fügte sie hinzu. In dem Stadtteil, in dem sie wohne, sei die Situation "sehr intensiv". Sicherheitskräfte "nehmen die Menschen von der Straße weg". Sie habe Bus-Tickets gekauft, um in ihren Heimat-Bundesstaat im Westen Burmas zurückzukehren.

Ein 29-jähriger Goldschmied aus Yangon berichtete per Telefon, er habe die Stadt bereits verlassen. "Es war zu qualvoll zu bleiben", sagte er mit Blick auf das Vorgehen der Junta. Seit er die Stadt verlassen habe, fühle er sich "erleichtert und viel sicherer".

Seit dem Militärputsch am 1. Februar befindet sich das Land in Aufruhr. Gegen die Proteste Zehntausender Menschen geht die Junta brutal vor. In sechs Stadtteilen von Yangon, der ehemaligen Hauptstadt, verhängte die Junta in dieser Woche das Kriegsrecht. Fast zwei Millionen Menschen unterstehen damit praktisch der direkten Kontrolle des Militärs.

Notunterkünfte für Flüchtlinge

In der angrenzenden thailändischen Provinz Tak bereiteten die Behörden Notunterkünfte für Flüchtlinge vor. "Falls viele Burmaer wegen einer dringenden Angelegenheit über die Grenze fliehen, haben wir Maßnahmen getroffen, um sie zu empfangen", erklärte der Provinzgouverneur Pongrat Piromat. Seine Provinz sei in der Lage, zwischen 30.000 und 50.000 Menschen aufzunehmen. Etwa 90.000 Flüchtlinge aus Burma leben bereits in der durchlässigen Grenzregion.

Der indonesische Präsident Joko Widodo forderte am Freitag ein sofortiges Ende der Gewalt in Burma und rief die Regierungen der Region zu einem Gipfeltreffen der Vereinigung Südostasiatischer Staaten (Asean) auf. "Ich werde mit dem Sultan von Brunei als Vorsitzendem der Asean über die Möglichkeit eines Asean-Gipfels sprechen, um die Krise in Burma zu erörtern." Anfang März gab es bereits ein Online-Treffen der Außenminister der zehn Asean-Staaten zu der Gewalteskalation.

(APA)

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