Geschmacksfrage

Testessen im Glas: Kate & Kon mit Juan Amador und die Obauers

(c) Armin Walcher
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Die Trüffelsauce wie im alten Frankreich, Currys wie im wilden Werfen und Karpfen wie selten im Waldviertel: ­Wir testen Gläser von großen Namen.

Diese Kolumne sollte umbenannt werden: Von der intern traditionell „Geschmacksfrage“ genannten Restaurantkritik auf „Ersatzhandlungsanleitung“. Das klingt ein wenig herabwürdigend, ist aber nur ehrlich. Denn einen Restaurantbesuch können auch das bestgefüllte Glas, die besten Partner nicht ersetzen, und man selbst nicht die professionellen Sommeliers, Chefs de Rang und Frau Oberinnen. Kein noch so fröhlich getesteter Lunchgast kann die Stimmung eines gut besuchten Restaurants erzeugen. Aber zumindest können wir wirklich gut essen und ­trinken. Dank vieler kreativer und auch ­schaffensstarker Gastronomen wächst und wächst das gute Angebot.

Da wäre einmal die schönste Dekadenz-Combo, seit es Trüffel und Champagner gibt: Die Wolfs aka Kate & Kon, also die wunderbare Katharina, Florian und Konstantin, haben sich an einem kalten Februartag mit Juan Amador hinter den Herd begeben und ein Gericht als Gegenstück zum unglaublichen Champagner „Bollinger R.D. 2007“ gesucht. R.D. steht für „Récemment Dégorgé“, heißt „erst vor Kurzem degorgiert“. Der 2007er wurde erst am 10.  Juli 2020 von der Hefe „befreit“, um es sehr boulevardesk auszudrücken. Jedenfalls gibt es zum Überdrüber-Sprudel geschmorte Kalbsbäckchen mit sehr dichter, wuchtiger Perigord-Trüffel-Sauce (rechtes Bild). Das ideale Gericht für vor oder nach einem schönen Winterschlaf.

beigestellt

Wirklich wunderbar ist die Produktpalette der Alpenkoch-Halbgötter Karl und Rudi Obauer sowie ihres kreativen Sohns Berti. Da gibt es ungewöhnliche Glasgerichte wie einen schön säuerlichen Spargelsalat, eine geschmacksintensive, schön derbe Karpfensulz, die mit dem ebenfalls gelieferten Honig-Dill-Senf sehr gut harmoniert. Das feine, leicht süßliche Reh­ragout wird mit Spinatsemmelknödel und selbst gemachter Preiselbeermarmelade (mit Flechtenmark!) begleitet. Die Currys mit Lamm (linkes Bild) oder Gemüse unterlegen eine alte Forderung von mir: Die Obauers haben schon so früh mit der indischen Küche experimentiert, eröffnet endlich einen Inder! Wenn nicht in Wien, dann wenigstens in Salzburg.

Wie mein väter­licher Freund Heinz Reitbauer senior anlässlich eines Fachgesprächs über die richtige Vogelfütterung meinte: Nach der Aufhebung der meisten Beschränkungen und der Öffnung der Gastronomie können sich die Gastronomen angesichts des Nachholbedarfs und noch bestehender Reisevorsicht auf einen enormen Andrang einstellen. Ich hoffe es so sehr, meine Bucketlist ist jedenfalls sehr, sehr lang. Obauers, ihr steht weit oben! Von den Reitbauers rede ich gar nicht.

Info

Kate & Kon und Juan Amador, www.kateandkon.com

Restaurant Obauer, www.obauer.com

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