Wenn die EU ihr Ziel verfehlt, bis Sommerende 70 Prozent der Erwachsenen zu impfen, müssen die Mitgliedstaaten vor ihrer Türe kehren. Sie verweigern eine echte gemeinsame Gesundheitspolitik - und putzen sich nun an „Brüssel“ ab.
Jetzt haben wir den Basar: statt konstruktiv an der Lösung der Liefer- und Produktionsprobleme bei der Impfstoffherstellung zu arbeiten, oder sich nach einem Jahr der Pandemie wenigstens darauf zu einigen, bei den erneuten Lockdowns koordiniert vorzugehen, raufen die EU-Staaten über die Umverteilung von drei Millionen Impfdosen.
Um ein Gefühl für die Größenordnung dieses Streits zu bekommen: drei Millionen Dosen werden derzeit in der gesamten EU in weniger als zwei Tagen verimpft. Das ist also, numerisch betrachtet, ein kleines Problem. Und dennoch verbringen die EU-Botschafter seit fast zwei Wochen viel mehr Zeit damit, als es verdient. Was sagt uns das? Nun: die EU ist nicht dafür gebaut, auf eine akute globale Seuche schnell und wirksam zu reagieren. Die Schuld daran liegt - wie so oft - bei den Herren der Verträge: den Mitgliedstaaten.