Hausarrest

Jordanischer König wirft Bruder Kontakte zu "ausländischen Kräften" vor

Archivbild aus dem Jahr 2012 von Prinz Hamza, dem Halbbruder des Königs, mit seiner Frau, Prinzessin Basma Otoum.
Archivbild aus dem Jahr 2012 von Prinz Hamza, dem Halbbruder des Königs, mit seiner Frau, Prinzessin Basma Otoum.APA/AFP/PETRA/YOUSEF ALLAN
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Der Halbbruder von König Abdullah II. steht unter Hausarrest. Prinz Hamza bestreitet die Vorwürfe in einem Video, in dem er aber auch Vorwürfe gegen den König erhebt. Er will sich außerdem nicht an die Einschränkungen halten.

Jordaniens König Abdullah verdächtigt seinen Halbbruder Hamza nach Regierungsangaben einer versuchten Destabilisierung des Landes. Hamza, dem Abdullah bereits 2004 den Titel des Kronprinzen entzogen hatte, habe sich dafür mit ausländischen Kräften abgesprochen, sagte Vize-Regierungschef Ayman Zafadi am Sonntag. Auch ein ausländischer Geheimdienst sei daran beteiligt. Die Militärführung nahm mehrere hochrangige Personen fest. Hamza selbst erklärte, er stehe unter Hausarrest. Er wolle sich in seiner Bewegungsfreiheit aber nicht von den Behörden einschränken lassen. "Natürlich werde ich nicht gehorchen, wenn sie sagen, du darfst nicht raus gehen, du darfst nicht twittern, du darfst nicht mit Menschen kommunizieren", sagte er in einer Audioaufnahme, die am Sonntagabend auf Twitter veröffentlicht wurde.

Jordanien ist ein wichtiger Verbündeter der USA und gilt bisher als eines der stabilsten Länder im Nahen Osten. "König Abdullah ist ein entscheidender Partner der Vereinigten Staaten, und er hat unsere volle Unterstützung", erklärte ein Sprecher des US-Außenministeriums. Auch mehrere Staaten aus der Region wie Saudiarabien, Ägypten und die Türkei stellten sich an die Seite Abdullahs.

Zafadi sagte, die Hamza zur Last gelegten Vorgänge würden bereits seit einiger Zeit untersucht. Dabei seien eine Einmischung von und ein Austausch mit ausländischen Kräften beobachtet worden. Unter anderem habe ein fremder Geheimdienst Hamzas Ehefrau angeboten, für das Paar eine Flucht ins Ausland zu organisieren.

Es seien insgesamt mehr als ein Dutzend weitere Verdächtige festgenommen worden, hieß es. Die Sicherheitsdienste hätten König Abdullah II. empfohlen, alle Beteiligten vor das Staatssicherheitsgericht zu stellen, fügte Zafadi hinzu. Die US-Zeitung "Washington Post" hatte berichtet, Hamza sei im Zuge von Ermittlungen zu einem Komplott unter Restriktionen gestellt worden.

Komplott gegen König Abdullah? Hamza dementiert

Das Komplott zielte demnach offenbar auf den Sturz von Abdullah II. ab. Der Monarch hatte den Thron 1999 nach dem Tod seines Vaters König Hussein bestiegen. Der 41-jährige Hamza dementierte in einem von der britischen BBC veröffentlichten Video, in eine Verschwörung verwickelt zu sein. Das Video soll der Prinz in seinem Arrest aufgenommen und dem Sender mithilfe seines Anwalts zugespielt haben. Darin erhebt er schwere Vorwürfe gegen König Abdullah II. Er spricht von Festnahmen, Einschüchterung und Drohungen gegen Kritiker des Königs. Die "unfähige und korrupte" Regierung wolle ihre Gegner mit allen Mitteln mundtot machen.

Prinz Hamza sagt in dem Video, der Generalstabschef habe ihn Samstag früh besucht und darüber informiert, dass er das Haus nicht verlassen und keinen Kontakt zur Außenwelt haben dürfe. Seine Telefon- und Internetverbindung sei gekappt worden. "Ich bin nicht Teil irgendeiner Verschwörung oder ruchlosen Organisation oder Gruppe mit ausländischer Unterstützung", beteuerte der Prinz.

Auch Prinz Hamzas Mutter schaltete sich inzwischen ein. Die Anschuldigungen seien eine "böse Verleumdung", teilte sie am Sonntag auf Twitter mit. Königin Noor bete für die unschuldigen Opfer. Sie ist eine Witwe des früheren Königs Hussein. Fast zeitgleich zur Wortmeldung des Prinzen hatte die "Washington Post" über die Festnahme von fast 20 Menschen in Zusammenhang mit einem angeblichen Komplott gegen König Abdullah II. berichtet. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht.

Mehrere Festnahmen

Die Staatsagentur Petra meldete, dass zwei hochrangige Männer und weitere Verdächtige "aus Sicherheitsgründen" festgenommen worden seien: Bassim Auadalla, ehemaliger Vorsitzender des Königlichen Gerichts, und Hassan bin Said, Mitglied der Königsfamilie. Prinz Hamza sei dagegen weder festgenommen noch unter Hausarrest gestellt worden.

Auch Generalstabschef Yusef Huneity dementierte, dass der Prinz unter Hausarrest gestellt worden sei. Er forderte ihn in einer Mitteilung jedoch auf, Handlungen zu unterlassen, die die Stabilität und Sicherheit des Königreichs gefährden könnten.

Zwischen den Brüdern sei ein Streit offen ausgebrochen, berichtete das "Wall Street Journal". 2004 setzte König Abdullah II. Prinz Hamza als Thronfolger ab - und ernannte später seinen eigenen Sohn zum neuen Kronprinzen. In einem Dekret hieß es damals, König Abdullah II. wolle seinen 24-jährigen Halbbruder von den "Zwängen" seiner Position befreien, um ihm andere Möglichkeiten zu geben. Der König hatte Prinz Hamza wenige Jahre zuvor zunächst für das Amt bestimmt.

Überraschende Thronfolge-Wechsel

Von plötzlichen Wechseln in der Thronfolge hatte der seit 1999 regierende König Abdullah II. einst selbst profitiert. Sein Vater, König Hussein, hatte ihn kurz vor dessen Tod überraschend zum Thronfolger ernannt. Zuvor war jahrzehntelang Husseins Bruder Hassan als Kronprinz für das Amt vorgesehen gewesen.

Saudiarabien, Ägypten und andere arabische Länder drückten ihre Unterstützung für König Abdullah II. aus. US-Außenamtssprecher Ned Price bezeichnete den Monarchen als "Schlüsselpartner" der USA, der die "volle Unterstützung" der Vereinigten Staaten habe. Jordanien gilt im Vergleich zu einigen seiner regionalen Nachbarn als weitgehend stabil und sicher.

Der Fall des Prinzen erinnert an Berichte über Festnahmen mehrerer hochrangiger Mitglieder der Königsfamilie in Saudiarabien vor gut einem Jahr. Die "New York Times" und das "Wall Street Journal" berichteten damals unter Berufung auf Eingeweihte, dass ihnen eine Verschwörung vorgeworfen werde.

(APA/dpa/AFP/Reuters)

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