Kein Land in Europa wurde von der Coronapandemie härter getroffen und hatte mehr Todesopfer zu beklagen als Großbritannien. Aber heute hat die Inselnation bei der Impfkampagne alle anderen Europäer klar abgehängt. Wie war das möglich?
Am Abend des 31. Jänner 2020 bat der britische Premierminister, Boris Johnson, zur Feier des Inkrafttretens des Brexit zu einem Empfang in seinen Amtssitz in der Londoner Downing Street. Aufgeräumt versprach er seinem Volk „den Anbruch eines neuen Morgens“. Im Jubel der Anhänger und im Wehklagen der Gegner des britischen EU-Austritts ging vollkommen unter, dass Großbritannien an diesem Tag seinen ersten Fall einer Covid-19-Erkrankung verzeichnete.
Der Premierminister blieb auch in den nachfolgenden Wochen von der sich anbahnenden Krise unbeeindruckt. Während das Virus durch die Welt raste und immer mehr europäische Staaten Maßnahmen zu ergreifen begannen, riet Johnson seinen Landsleuten, sich als Schutz „gründlich die Hände zu waschen und dabei zweimal ,God Save the Queen‘ zu singen“. Später als jedes andere europäische Land verhängte Großbritannien erst am 23. März 2020 einen ersten Lockdown.