Münchhausens Anekdoten (hier eine Lithografie von Gottfried Franz, 1895) setzt der Roman als bekannt voraus. Er kommt auch ohne Illustrationen aus.
Literatur

Die wahre Lüge

Aus Karl Leberecht Immermanns Roman „Münchhausen“ haben Generationen von Verlegern die Geschichten über den Titelhelden einfach herausgestrichen. Doch die kunstvolle literarische Schwindelei erschließt sich nur durch den ungekürzten Text. Zur Feier des 225. Geburtstag des Dichters ist er wieder erschienen.

Eine Wiederbegegnung mit dem lieben alten Münchhausen verheißt die Neuauflage von Karl Leberecht Immermanns gleichnamigem Roman. Aber da es sich bei diesem Münchhausen um einen Lügenbaron handelt, stimmt nicht einmal das, was unsere Erwartungshaltung verspricht. Den „Münchhausen“ hat Immermann nicht erfunden. Die Lügengeschichten stammten von Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen selbst. Vielleicht. Oder von einem Anonymus, der dessen berüchtigte Erzählungen literarisch verwertet hat. Und das zunächst auf Englisch.

Die ebenso anonym publizierte deutschsprachige Version war schon lang ein Volksbuch, als Immermann sie sich für seinen Roman aneignete. Der wiederum handelt nur zum Teil von seinem Titelhelden, dessen kühnste Fantasien er als bekannt voraussetzt. In Wahrheit stecken in diesem „Münchhausen“ zwei Bücher. Oder ein Buch über zwei Bücher. Oder noch richtiger: ein Buch über das Schreiben eines Buches über zwei Bücher. Immer wieder reflektiert Immermann im Text auch die Kunst des Dichtens, im Dialog mit seinem Leser oder in imaginären Briefwechseln.

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