Demonstration

Proteste gegen US-Polizeigewalt am siebenten Tag in Folge

APA/AFP/GETTY IMAGES/SCOTT OLSON
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Jedes Jahr erschießen US-Polizisten im Dienst rund 1000Menschen.

In einem Vorort von Minneapolis in den USA hat es am Samstagabend den siebenten Tag in Folge Proteste gegen Polizeigewalt gegeben. Rund 300 Menschen beteiligten sich an der Demonstration vor dem Kommissariat von Brooklyn Center. Die Polizei blieb hinter den Absperrgittern. Am Vortag wurden bei einer Kundgebung fast einhundert Teilnehmer festgenommen. Die Proteste wurden durch den Tod eines 20-jährigen Schwarzen ausgelöst, der bei einer Verkehrskontrolle erschossen worden war.

Maxine Waters, demokratische Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses aus Kalifornien sagte, sie habe sich zur Teilnahme an den Protesten entschlossen, weil sie nicht bleiben könne, "ohne irgendetwas zu tun". Die Polizei müsse im ganzen Land "verändert" werden. Es müsse möglich sein, den Problemen in der Gesellschaft zu begegnen, ohne dass jemand "von der Polizei getötet wird, die wir dafür bezahlen, dass sie uns schützt und dient".

Die Proteste wurden durch den Tod eines 20-jährigen Schwarzen ausgelöst, der bei einer Verkehrskontrolle von einer weißen Polizistin erschossen worden war. Diese verwechselte nach eigenen Angaben bei dem Vorfall ihre Pistole mit einem Elektroschocker. Sie soll wegen fahrlässiger Tötung angeklagt werden.

Der Zwischenfall in Brooklyn Center ereignete sich knapp ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd am 25. Mai 2020 im wenige Kilometer entfernten Minneapolis, der weltweit für Empörung gesorgt und in den USA beispiellose Anti-Rassismus-Proteste ausgelöst hatte.

In Minneapolis läuft derzeit der Prozess gegen den weißen Polizisten Derek Chauvin, der dem 46-Jährigen nach seiner Festnahme wegen Falschgeldvorwürfen mehr als neun Minuten lang das Knie in den Nacken gedrückt hatte. Floyd verlor das Bewusstsein und starb. Am Montag halten Anklage und Verteidigung ihre Schlussplädoyers.

Tausend Tote jährlich

Laut Zählungen der Bürgerrechts-Initiative "Mapping Police Violence" waren 2020 rund 28 Prozent der von Polizisten getöteten Menschen Schwarze, obwohl diese Gruppe nur 13 Prozent der Bevölkerung ausmacht. Im Fachmagazin "PNAS" haben Kriminalitätsforscher 2019 berechnet, dass statistisch betrachtet einer von 1000 männlichen US-Schwarzen eines Tages von Polizisten getötet wird.

Auf insgesamt 982 Tote durch Polizeischüsse im vergangenen Jahr kam eine Zählung der "Washington Post". Seit die Zeitung 2016 mit der Aufarbeitung begonnen hat, sind es stets ähnliche viele Polizeiopfer pro Jahr gewesen. Und es scheint ungebrochen weiter zu gehen: Mehr als 300 Tote durch Polizeigewalt gab es laut "Mapping Police Violence" bereits im Jahr 2021.

(APA/dpa/AFP)

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