Niederösterreich

Erdbeben in Neunkirchen bis nach Wien zu spüren

APA Grafik
  • Drucken

In der Nacht auf Dienstag um 00:57 Uhr bebte die Erde im Raum Neunkirchen mit einer Stärke von 4,4. Auch in den nächsten Wochen könnten Nachbeben folgen.

Im Raum Neunkirchen haben sich in der Nacht auf Dienstag mehrere Erdbeben ereignet. Das stärkste um 0.57 Uhr hatte laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) eine Magnitude von 4,4. Die Erschütterungen waren bis nach Wien, Hollabrunn, ins Burgenland und nach Salzburg zu spüren und rissen viele aus dem Schlaf. In Folge gab es einige Nachbeben. Leichte Schäden wurden gemeldet. Erst Ende März und Anfang April war das Wiener Becken von Beben heimgesucht worden.

"Es wurden erwartungsgemäß einige leichte Schäden im Epizentrum gemeldet, etwa feine Haarrisse im Verputz", berichtete Seismologe Anton Vogelmann von der ZAMG. "Bisher sind an die 10.000 Wahrnehmungsmeldungen aus der Bevölkerung eingegangen", sagte der Experte. Viele berichteten demnach über die App "QuakeWatch Austria" von den nächtlichen Erschütterungen, die deutlich verspürt wurden. Auf das Erdbeben der Stärke 4,4 um 0.57 Uhr folgten bis 7.16 Uhr elf Nachbeben in der Region Neunkirchen und Wiener Neustadt mit Magnituden von 1,5 bis 3,2.

Der Erdstoß in der Nacht auf Montag war laut ZAMG ein Folgebeben vom 30. März. Das Erdbeben am 30. März war das stärkste in den vergangenen 20 Jahren im Wiener Becken gewesen. Die Magnitude wurde letztlich mit 4,6 angegeben. Dass es keine Schäden gegeben habe, sei "der Herdtiefe zu danken", sagte ein Seismologe. Diese betrug damals zehn Kilometer, am Dienstag um 0.57 Uhr neun Kilometer.

Mit weiteren Nachbeben muss laut Vogelmann gerechnet werden. Darunter können auch erneut spürbare Erschütterungen sein. "Eine Nachbebentätigkeit von zwei bis drei Wochen ist zu erwarten", sagte der Experte.

Bebenzone von der Mur bis zur Donau

Beben sind im Wiener Becken dennoch nichts besonderes. Von der Mur-Mürz-Furche erstreckt sich eine Bebenzone bis in den Raum Fischamend/Bruck an der Leitha, wo sie unterhalb der Donau "abtaucht".

Wiener Becken handelt es sich um ein "Zerrungsbecken“, erklärt Vogelmann. Der westliche Teil ist stabil, während der östliche in Richtung Nordosten geschoben wird. Die Erdkruste wird dadurch gestreckt und immer dünner und sinkt langsam ab. In zehn Kilometern Tiefe kommt es dann zu Brüchen, durch die Spannung abgebaut wird - die Erde bebt. Die Absenkung beträgt gerade einmal ein paar Millimeter in 100 Jahren, dennoch haben sich in den hunderten Millionen Jahren Sedimente mit einer Höhe von 3.000 Metern im Wiener Becken eingelagert. Diese Bewegung im Wiener Becken ist übrigens in Relation zu unserem Kontinent zu sehen. "Ganz Europa bewegt sich nämlich in Richtung Süden auf Afrika zu", erläuterte der Seismologe.

Jährlich ereignen sich hier rund acht spürbare Beben, in zwei oder drei Fällen so stark, dass Menschen dadurch aufgeweckt werden. Alle zwei bis drei Jahre kommt es auch zu leichten Gebäudeschäden, schwere Schäden an Gebäuden gebe es dagegen nur alle 75 Jahre.

50 bis 60 Beben pro Jahr

In Österreich werden von der Bevölkerung durchschnittlich 48 Erdbeben jährlich wahrgenommen, wobei die Zahl stark schwankt. Gemessen auf die letzten zehn Jahre waren es durchschnittlich 57 starke Erdbeben. Für das Jahr 2020 waren mit 69 Beben deutlich mehr Erdbeben in Österreich spürbar als normalerweise, wie schon oft in der Vergangenheit die meisten davon in Tirol. 60 waren "heimische" Erdbeben, fünf in Österreich spürbare Erdstöße ereigneten sich in den Nachbarländern Italien, Slowenien und der Schweiz vier in Kroatien. Insgesamt wurden vergangenes Jahr 1.465 Erdbeben in Österreich instrumentell erfasst.

Letztes heftiges Erdbeben im Jahr 1972

Im April 1972 ereignete sich im Raum Seebenstein/Schwarzau das bisher letzte heftigere Beben der Stufe 5,2 nach Richter. Damals gab es Gebäudeschäden, sogar in Wien stürzten Teile der Balustrade der Hauptuniversität herab. Und von den Türmen der Kirche in Schwarzau seien die Kreuze gefallen, berichtet Pfarrer Großsteiner.

Die österreichische Chronik der Erdbeben mit größerem Schaden reicht bis 1000 n. Chr. zurück, wenngleich ältere Aufzeichnungen große Unsicherheiten beinhalten und entsprechend interpretiert werden müssen. Das Erdbeben mit den bisher stärksten Auswirkungen auf die Bundeshauptstadt Wien ereignete sich laut ZAMG am 15. September 1590 im Tullner Feld. Neben vielen Gebäudeschäden waren auch mehrere Todesopfer zu beklagen.

>>> Liste aktueller Erdbeben der ZAMG

(APA/red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.