Eine Rechercheplattform sieht über Wien eingereiste russische Offiziere hinter einer Explosion in Tschechien. Zwei von ihnen waren in den Fall Skripal verwickelt. Österreich will wegen der Affäre keine russischen Diplomaten ausweisen.
Dies ist die Geschichte eines Attentats. Es wurde in der Nähe des tschechischen 400-Seelen-Dorfes Vrbětice durchgeführt, das nahe der slowakischen Grenze liegt. Dort explodierte am 16. Oktober 2014 im Wald ein Munitionslager. Zwei Menschen starben. Sieben Jahre später beschuldigt die tschechische Regierung den russischen Kreml, das alles geplant zu haben.
Wie sich am Dienstag herausstellte, dürfte ein Teil dieser Geschichte in Österreich gespielt haben, genauer gesagt in Wien. Das behauptet zumindest die internationale Rechercheplattform Bellingcat. Sie kommt zu dem Schluss, dass sechs Offiziere der Einheit 29155 des russischen Militärnachrichtendienstes GRU in die Explosion im tschechischen Hinterland involviert waren. Mindestens zwei von ihnen tauchten rund um die versuchte Ermordung des ehemaligen Agenten Sergej Skripal im Jahr 2018 in Großbritannien auf: Alexander Mishkin und Anatoly Chepiga. Nur wenige Minuten nach der Explosion am 16. Oktober 2014 in Vrbětice waren sie vom Wiener Flughafen Schwechat zurück nach Moskau geflogen.
Tarnung: Waffenkäufer
Zuvor hatten die beiden russischen Agenten mehrere Tage in Tschechien verbracht. Dort trafen sie sich nahe von Vrbětice mit vier anderen russischen Männern, die laut Bellingcat der Einheit 29155 angehören. Zwei von ihnen – Nikolay Ezhov und Andrey Averyanov – waren am 11. beziehungsweise 13. Oktober 2014 aus Moskau in Wien gelandet. Vom Flughafen in Schwechat fuhren sie mit einem Mietwagen nach Tschechien. Bei den anderen beiden handelt es sich um zwei Männer, die mit russischen Diplomatenpässen und diplomatischer Post über Ungarn eingereist und dann weiter nach Tschechien gefahren waren.